Liquidität
Liquidität ist die jederzeitige Zahlungsfähigkeit. Man kann Liquidität statisch und dynamisch betrachten. Bei der statischen Betrachtung nimmt man die Bestands-größen der Bilanz. Diese Betrachtung ist statisch, weil sie die Daten nur eines Stichtages betrachtet. Die dynamische Betrachtungsweise der Liquidität ist die Cash-Flow Analyse. Wir betrachten zunächst die Liquiditätsgrade.
Statische Betrachtung: Liquiditätsgrade
Die Liquiditätsgrade versuchen aus den Bestandsdaten der Bilanz die Liquidtät des Unternehmens herzuleiten. Wir unterscheiden drei Liquiditätsgrade:
Bei der Liquidität 1. Grades (Barliquidität) werden die Zahlungsmittel (Kasse, Bank) ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gesetzt. Der errechnete Wert gibt an, zu wie viel Prozent das Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort begleichen kann. Der Wert sollte natürlich mindestens 100 Prozent betragen.
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Liquidität 1. Grades = . 100
Bei der Liquidität 2. Grades (Einzugsliquidität) nimmt man zu den Zahlungsmitteln noch die kurzfristigen Forderungen hinzu, da dieses Geld kurzfristig zufließen wird und setzt diese beiden Größen wieder ins Verhältnis zu den kurzfristigen Ver-bindlichkeiten.
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Liquidität 2. Grades = . 100
Bei der Liquidität 3. Grades (Umsatzliquidität) nimmt man zu den Zahlungsmitteln und den kurzfristigen Forderungen noch die Vorräte hinzu, weil man annimmt, dass diese auch kurzfristig zu Geld gemacht werden können.
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Liquidität 3. Grades = . . 100
Liquiditätsgrade: Analysegrenzen
Die Aussagekraft dieser Kennzahlen wird – wie immer bei der bestandsorientierten Bilanzanalyse – dadurch eingeschränkt, dass es sich um statische, stichtagsbezo-gene Daten aus der Vergangenheit handelt.
Die Aussagekraft der Liquiditätsgrade wird überdies dadurch stark beschränkt, dass sie laufende Zahlungsverpflichtungen (Gehälter, Mieten etc.) nicht berücksichtigen.
Außerdem werden die kurzfristigen Verbindlichkeiten im Nenner dieser drei Kenn-zahlen nach dem Gesichtspunkt der Fristigkeit, nämlich "kurzfristig", erfasst. Der viel wichtigere Gesichtspunkt der Fälligkeit fließt nicht in die Kennzahl ein. So kann näm-lich auch eine langfristige Verbindlichkeit in Kürze zur Rückzahlung fällig sein und damit die Liquidität belasten. In den Kennzahlen taucht diese Belastung jedoch nicht auf.
Schließlich können diese Kennzahlen nicht abbilden, inwieweit die Unternehmung noch Kreditspielräume hat, die sie noch nicht ausgenutzt hat.
Dynamische Liquiditätsbetrachtung: Cash-Flow
Der Cash Flow ist der Betrag, der der Unternehmung in Form von liquiden Mitteln zur Verfügung gestanden hat. Er wird berechnet als Differenz von einzahlungswirk-samen Erträgen und auszahlungswirksamen Aufwendungen. Es kommt also darauf an, zu ermitteln, welche Teile des Jahresüberschusses als liquide Mittel zu- oder abgeflossen sind.1
Cash-Flow, indirekte Ermittlung
Man kann den Cash-Flow indirekt über den Jahresüberschuss ermitteln, indem man zum Jahresüberschuss einmal alle nicht auszahlungswirksamen Aufwendungen wieder hinzurechnet und zum zweiten alle nicht einzahlungswirksamen Erträge wieder abzieht.
Jahresüberschuss
+ alle Aufwendungen, die nicht Auszahlungen sind
– alle Erträge, die nicht Einzahlungen sind
= Cash-Flow
Im einzelnen ergibt sich dann das folgende Rechenschema:
Jahresüberschuss
+ Abschreibungen
+ Erhöhung der langfristigen Rückstellungen
– Zuschreibungen
– Verminderung der langfristigen Rückstellungen
= Cash Flow
Cash-Flow, direkte Ermittlung
Man kann den Cash-Flow auch direkt ermitteln, indem man alle zahlungswirksamen Erträge nimmt und davon alle zahlungswirksamen Aufwendungen abzieht. Übrig bleibt der Cash Flow:
einzahlungswirksame Erträge
minus auszahlungswirksame Aufwendungen
ergibt: Cash Flow
Netto Working Capital
Eine weitere Kennzahl ist das „Netto Working Capital“, das man auch kurz „Net Working Capital“ nennt. Das „Working Capital“ ist dabei der angelsächsische Ausdruck für „Umlaufvermögen. Es gibt zwei Formeln und damit zwei Bedeutungen:
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a) Net(to) Working Capital =
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1. Bedeutung: Diese Berechung gibt an, zu wieviel Prozent das kurzfristige Fremd-kapital durch das Umlaufvermögen gedeckt ist.
b) Net(to) Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfr. Fremdkapital
2. Bedeutung: Diese Berechnung zeigt, um wieviel das Umlaufvermögen das kurz-
fristige Fremdkapital übersteigt.
Verschuldungsgrade, statisch und dynamisch
Der Verschuldungsgrad ergibt sich dadurch, dass das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt wird. Der statische Verschuldungsgrad ist also definiert als:
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Verschuldungsgrad = . 100
Auch hier arbeitet man nur mit den stichtagsbezogenen Kennzahlen der Bilanz. Deswegen hat man auch noch einen dynamischen Verschuldungsgrad entwickelt.
Dyn. Verschuldungsgrad =
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Bedeutung: Wie viel liquide Mittel hat das Unt. im letzten Jahr erwirtschaftet? Dies drückt der Cash-Flow im Nenner aus. Wie lange braucht es dann, um unter sonst gleichen Bedingungen die Schulden aus dem Cash Flow zu tilgen? Je kleiner die Kennzahl, desto schneller geht das und desto unabhängiger ist das Unternehmen von Kreditgebern.
Kommen wir nun zur Rentabilität1.
Rentabilität, Grundfrage
Die Grundfrage der Rentabilitätsanalyse ist: Bekomme ich für das, was ich einsetze, genug heraus? Lohnt sich der Einsatz? Die Rentabilitätsanalyse ist also eine relative Betrachtung. Sie setzt das, was eingesetzt wird, ins Verhältnis zu dem, was herauskommt und drückt das Ergebnis in einer Prozentzahl aus. So gibt zum Beispiel die Eigenkapitalrentabilität dem Unternehmer an, was er für sein im Unternehmen eingesetztes Kapital an Rendite, in Prozent ausgedrückt, erzielen kann. Er weiß damit die Frage "Lohnt sich der Einsatz?" zu beantworten, denn er kann leicht herausfinden, was er für eine Rendite erzielen würde, wenn er sein Eigenkapital statt im eigenen Unternehmen auf dem Finanzmarkt investieren würde (und dafür noch nicht einmal zu arbeiten braucht).
Die Rentabilitätsanalyse besteht daraus, dass verschiedene Kennzahlen berechnet werden, die sich alle auf ein Grundprinzip zurückführen lassen: im Zähler der Kennzahl steht eine Erfolgsgröße. (das, was herauskommt). Im Nenner der Kenn-zahl steht die jeweilige Bezugsgröße (das, was eingesetzt wird).
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Rent.-kennzahlen, Grundprinzip: . . 100
Berechnen wir zum Beispiel die Eigenkapitalrentabilität, so ist die Bezugsgröße das Eigenkapital und kommt folglich in den Nenner. Der Unternehmer investiert sein Eigenkapital im eigenen Unternehmen und will wissen, ob sich der Einsatz lohnt. Jetzt brauchen wir nur noch eine Erfolgsgröße. Wir betrachten zunächst die Erfolgsgröße "Jahresüberschuss".
Rentabilitätsanalyse: Eigenkapitalrentabilität
Bezieht man den Jahresübeschuss auf das Eigenkapital, erhält man die Eigenkapi-talsrentabilität.
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Eigenkapitalrentabilität = . 1 . 100
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Statt des Ausdrucks "Rentabilität" wird auch synonym der Ausdruck "Rendite" verwendet. Noch einmal zur Bildung dieses Bruchs. Im Zähler steht die Erfolgs-größe "Jahresüberschuss", im Nenner die Bezugsgröße "Eigenkapital", da die Kenn-zahl sich ja auf die Eigenkapitalrentabilität bezieht.
Die Eigenkapitalrentabilität sagt dann aus, wie sich das eingesetzte Eigenkapital verzinst. Dies ist für den Unternehmer eine sehr wichtige Kenngröße, weil er damit vergleichen kann, wieviel er erzielen würde, wenn er sein Geld nicht im Unter-nehmen arbeiten ließe, sondern am Kapitalmarkt investieren würde. Dort wird die Rendite ja bekanntlich auch immer mit einem Prozentsatz angegeben.
Rentabilitätsanalyse: Gesamtkapitalrentabilität
Die Gesamtkapitalrentabilität berechnet sich dann, indem man Jahresüberschuss plus Fremdkapitalzinsen auf das Gesamtkapital bezieht.
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Gesamtkap.-rent. = . 100
Warum werden die FK-Zinsen hinzuaddiert? Im Zähler steht der Erfolg des Gesamt-kapitals, das sich aus Eigenkapital und Fremdkapital zusammensetzt. Die Fremd-kapitalzinsen sind der Erfolg des Fremdkapitals. Bei der Berechnung des Jahres-überschusses wurden sie als Aufwand, d. h. mit "minus" erfasst. Deswegen müssen sie nun wieder hinzugerechnet werden, damit der Erfolg des gesamten Kapitals, also auch des Fremdkapitals im Zähler erfasst wird.
Rentabilitätsanalyse: Umsatzrentabilität
Bezieht man den Jahresüberschuss auf den Umsatz, so ergibt sich die Umsatz-rentabilität.
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Umsatzrentabilität = . 100
Diese Kennzahl sagt aus, wie viel von 100 Euro Umsatz an Gewinn (vor Steuern) übrig bleibt.
Rentabilitätsanalyse: Return on Investment, ROI
Als letzte Rentabilitätskennzahl betrachten wir den Return on Investment, den ROI. Diese Größe kommt aus der angelsächsischen Literatur und gibt den Rückfluss des investierten Kapitals an. Der ROI berechnet sich dadurch, dass man den Jahres-überschuss ins Verhältnis setzt zum Gesamtkapital:
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Return on Investment: . 100
Üblich ist es, den ROI über den (sich herauskürzenden) Umsatz zu ermitteln. Man multipliziert hierzu die Umsatzrentabilität mit dem Kapitalumschlag. Die Formel lautet:
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ROI: . 100
Umsatzrentabilität . Kapitalumschlag . 100
Der so genannte Cash-Flow-ROI (CFROI) berechnet sich dann, indem man den Cash-Flow auf das Gesamtkapital bezieht.
Cash-Flow
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CFROI: . 100
Exkurs: Berechnung des Eigenkapitals
Bei einigen Kennzahlen ist es wichtig, das Eigenkapital zu kennen. Das Eigenkapital muss aus der Bilanz ermittelt werden, indem man verschiedene Größen addiert. Das Grundschema lautet: Eigenkapital = gezeichnetes Kapital plus Rücklagen.
Erweitert man dieses Schema nun, ergibt sich folgende Vorgehensweise: Vom gezeichneten Kapital werden zunächst eventuelle noch ausstehenden Einlagen abgezogen. Danach werden die Kapital- und die Gewinnrücklagen addiert. Hierzu muss noch ein eventueller Bilanzgewinn hinzuaddiert werden oder ein eventueller Verlust abgezogen werden. Ist bereits eine Gewinnausschüttung vorgenommen worden, so wird auch diese wieder abgezogen. Hinzu addiert man noch 5O Prozent des Sonderpostens mit Rücklageanteil. So ergibt sich das Eigenkapital.
Vertikale Finanzierungsgrade
Wenn man nur die Passivseite der Bilanz betrachtet, also die Seite der Mittelher-kunft, dann spricht man von vertikaler Finanzierungsanalyse, denn man betrachtet nur die Passivseite der Bilanz, gewissermaßen von „oben nach unten“. Die Kenn-zahlen, die man so ermittelt, sind die Eigenkaptitalquote, die Fremdkapitalquote und der statische Verschuldungsgrad.
Eigenkapitalquote (Vertikale Analyse)
Die Eigenkapitalquote ergibt sich, wenn das Eigenkapital (EK) im Zähler ins Verhältnis zum Gesamtkapital (GK) im Nenner gesetzt wird.
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Eigenkapitalquote = . 100
Fremdkapitalquote (Anspannungsgrad) (Vertikale Analyse)
Dementsprechend berechnet sich die Fremdkapitalquote, indem das Fremdkapital ins Verhältnis zum Gesamtkapital gesetzt wird.
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Fremdkapitalquote = . 100
Verschuldungsgrad (Vertikale Analyse)
Der Verschuldungsgrad ergibt sich dadurch, dass das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt wird.
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Verschuldungsgrad = . 100
Analysegrenzen
Eine allgemeine Regel über das optimale Verhältnis von Eigenkapital zu Fremd-kapital gibt es nicht. Bei konservativen Bilanzanalytikern, wie zum Beispiel den Banken, gilt ein hoher Eigenkapitalanteil als Zeichen für finanzielle Stabilität. Ent-scheidend ist jedoch vor allem, welche Rendite mit dem Kapital erzielt wird. Hierzu müssen die Renditekennzahlen aus der Ergebnisanalyse hinzugezogen werden. Diese Kennzahlen wurden bereits besprochen.
Horizontale Finanzierungsregeln
Bringen wir Aktivseite und Passivseite der Bilanz in einen Zusammenhang, dann sprechen wir von einer horizontalen Analyse. In diesen Zusammenhang passen die gerade schon betrachteten Liquiditätsgrade. Es gibt aber noch weitere Kennzahlen bzw. Regeln:
Grundsatz der Fristenkongruenz (horizontale Analyse)
Der Grundsatz der Fristenkongruenz (Kongruenz = Übereinstimmung) besagt, dass die Kapitalbindungsdauer nicht länger sein darf als die Kapitalüberlassungsdauer. Einfacher gesagt: Fremdkapital, das dem Unternehmen für 10 Jahre geliehen wurde, soll nach diesem Grundsatz nicht in Anlagevermögen gesteckt werden, das dieses Kapital länger als 10 Jahre bindet.
Goldene Bilanzregel (strenge und gemilderte Form)
Die goldene Bilanzregel fordert in ihrer strengen Form, dass das Anlagevermögen komplett durch Eigenkapital finanziert sein sollte. Anders ausgedrückt: der Quotient von Eigenkapital im Zähler durch Anlagevermögen im Nenner muss größer Eins sein. Dies ist die goldene Bilanzregel in ihrer strengen Form. Eine abgeschwächte Form dieser Regel ("silberne Regel") fordert, dass im Zähler zum Eigenkapital das langfristige Fremdkapital hinzuaddiert werden darf.
Überblick: Finanzierungsalternativen
Finanzierungsalternativen
Außenfinanzierung Innenfinanzierung
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Selbst aus Abschreibungen aus Rückstellungen aus Vermögens-
finanzierung umschichtung
offene stille
1 Der Cash-Flow wurd bereits ausführlich unter „Rechnungswesen“ besprochen. Zur Erinnerung: der Jahresüberschuß ist der Saldo aus Aufwand und Ertrag und nicht aus Auszahlung und Einzahlung.
1 Auch die Rentabilität wurde unter „Rechnungswesen“ im Kapitel „Bilanzanalyse“ bereits bespro-chen. Das Kapitel ist hier noch mal abgedruckt.