Betriebswirt/in IHK: Teil 3 Bilanzen/Steuern

Der Betriebswirt/in IHK ist die höchste Stufe des DIHK-Karriereweges "Karriere mit Lehre". Der Weg ist zweistufig: In der ersten Stufe auf dem Weg zum Betriebswirt/in IHK absolviert man eine Ausbildung zum Fachkaufmann/frau IHK oder zum Fachwirt/in IHK. (Hier der Artikel zum  zweistufigen Konzept zum Betriebswirt/in IHK).

So kann es sein, dass der angehende Betriebswirt IHK oder die angehende Betriebwirt/in IHK schon Vorkenntnisse zum Gebiet "Bilanzen/Steuern" mitbringt, zum Beispiel aus der Fortbildung zum Wirtschaftsfachwirt/in IHK. Wie dem auch sei, wir kommen nun zum – für den Betriebswirt/in IHK hochgradig prüfungsrelevanten Teil, der Erfolgsanalyse:

Erfolgsanalyse (Betriebswirt/in IHK, Gebiet "Bilanzen/Steuern")

Wir kommen nun zur Erfolgsanalyse, die aus zwei Teilen besteht: der Ergebnisanalyse und der Renta-bilitätsanalyse.

Ergebnisanalyse: Aussagekraft des Jahresüberschusses

Um das Unternehmen gut beurteilen zu können, muss der Betriebswirt/in IHK sich fragen, woher  der Jahresüberschuss im einzelnen stammt, also eine Quellenanalyse vornehmen. Es ist wichtig zu wissen, welche Beträge betriebsbedingt und welche betriebsfremd anfallen, also mit dem eigentlichen Unternehmenszweck nichts zu tun haben. Außerdem wäre für den Betriebswirt/in IHK wichtig zu wissen, welche Bestandteile des Jahresüberschusses regelmäßig auftreten und welche nur einmalig angefallen sind.

Betriebsbedingte Komponenten, die regelmäßig anfallen, bilden das ordentliche Betriebsergebnis. Betriebsfremde Komponenten, die regelmäßig anfallen, bilden das ordentliche betriebsfremde Ergebnis. Alle unregelmäßig anfallenden Komponenten, egal ob betriebsbedingt oder betriebsfremd, bilden das außerordentliche Ergebnis.

Ergebnisanalyse: Aussagekraft des Bilanzgewinns (Betriebswirt/in IHK, prüfungsrelevant!)

Wenn man vom Jahresüberschuss bestimmte Beträge abzieht, verbleibt der Bilanzgewinn als Restgröße. Im einzelnen ergibt sich folgende Rechnung: Jahresüberschuss  plus Gewinnvortrag oder abzüglich Verlustvortrag des Vorjahres plus Entnahmen aus Kapital- und Gewinnrücklagen abzüglich Einstellung in Rücklagen ergibt den Bilanzgewinn oder Bilanzverlust.

Der angehende Betriebwirt/in IHK erkennt hier: Der Jahresüberschuss und der Bilanzgewinn unterscheiden sich also vor allem um die Zuführung oder Entnahmen bei den Rücklagen. Da über die Rücklagenzuführung im wesentlichen der Vorstand entscheidet, ist der Bilanzgewinn dem Betriebswirt/in IHK keine geeignete Maßgröße für die Bilanzanalyse. Der Bilanzgewinn verrät dem Betriebswirt/in IHK viel eher etwas darüber, was der Vorstand einbehält und den Rücklagen zuführt und was er den Aktionären gibt, als das er den Erfolg des Unternehmens misst.

Ergebnisanalyse: Aussagekraft des Cash-Flow als Indikator der Ertragskraft

Ist vielleicht der Cash-Flow eine bessere Größe als Jahresüberschuss oder Bilanzgewinn, um den Erfolg eines Unternehmens zu messen? Wenn wir uns noch einmal das indirekte Ermittlungsschema für den Cash-Flow verdeutlichen (s.o.), dann wird deutlich, dass bei diesem Schema vor allem die Abschreibungen und die Rückstellungen als auszahlungsunwirksame Aufwendungen wieder herausgerechnet werden.  Der Cash-Flow ist also im Vergleich zum Jahresüberschuss um diese Größen bereinigt. Da die Größen "Abschreibungen" und "Rückstellungen" genau die  Größen sind, mit denen der Jahresüberschuss am besten manipuliert werden kann, gilt vielen der Cash-Flow als besserer Indikator, weil er genau diese bilanz-manipulatorischen Elemente nicht mehr enthält.

Rentabilitätsanalyse, Grundfrage (Betriebwirte/IHK, sehr wichtig!, hochgradig prüfungsrelevant)

Die Grundfrage der Rentabilitätsanalyse ist: Bekomme ich für das, was ich einsetze, genug heraus? Lohnt sich der Einsatz? Die Rentabilitätsanalyse ist also eine relative Betrachtung. Sie setzt das, was eingesetzt wird, ins Verhältnis zu dem, was herauskommt und drückt das Ergebnis in einer Prozentzahl aus.

So gibt zum Beispiel die Eigenkapitalrentabilität dem Unternehmer an, was er für sein im Unternehmen eingesetztes Kapital an Rendite, in Prozent ausgedrückt, erzielen kann. Er weiß damit die Frage "Lohnt sich der Einsatz?" zu beantworten, denn er kann leicht herausfinden, was er für eine Rendite erzielen würde, wenn er sein Eigenkapital statt im eigenen Unternehmen auf dem Finanzmarkt investieren würde (und dafür noch nicht einmal zu arbeiten braucht).                           

Die Rentabilitätsanalyse besteht daraus, dass der angehende Betriebswirt/in IHK in einer Prüfung verschiedene Kennzahlen berechnet muss, die sich alle auf ein Grundprinzip zurückführen lassen: im Zähler  der Kennzahl steht eine Erfolgsgröße. (das, was herauskommt).  Im Nenner  der Kennzahl steht die jeweilige Bezugsgröße (das, was eingesetzt wird)

Berechnen wir zum Beispiel die Eigenkapitalrentabilität, so ist die Bezugsgröße das Eigenkapital und kommt folglich in den Nenner. Der Unternehmer investiert sein Eigenkapital im eigenen Unternehmen und will wissen, ob sich der Einsatz lohnt. Jetzt brauchen wir nur noch eine Erfolgsgröße. Wir betrachten zunächst die Erfolgsgröße "Jahresüberschuss".

Rentabilitätsanalyse: Eigenkapitalrentabilität, Return on Equity, ROE

Bezieht man den Jahresübeschuss auf das Eigenkapital, erhält man die Eigenkapitalsrentabilität, die man auch neudeutsch Return on Equity nennt und mit ROE abkürzt.

Statt des Ausdrucks "Rentabilität" wird auch synonym der Ausdruck "Rendite" verwendet. Noch einmal zur Bildung dieses Bruchs. Im Zähler steht die Erfolgsgröße "Jahresüberschuss", im Nenner die Bezugsgröße "Eigenkapital", da die Kennzahl sich ja auf die Eigenkapitalrentabilität bezieht.

Die Eigenkapitalrentabilität sagt dann aus, wie sich das eingesetzte Eigenkapital verzinst. Dies ist für den Unternehmer eine sehr wichtige Kenngröße, weil er damit vergleichen kann, wie viel er erzielen würde, wenn er sein Geld nicht im Unternehmen arbeiten ließe, sondern am Kapitalmarkt investieren würde. Dort wird die Rendite ja bekanntlich auch immer mit einem Prozentsatz angegeben.

Rentabilitätsanalyse: Gesamtkapitalrentabilität (Betriebswirt/in IHK, Prüfungsfach Bilanzen/Steuern)

Die Gesamtkapitalrentabilität berechnet der Betriebswirt/in IHK dann, indem er den Jahresüberschuss plus Fremdkapitalzinsen auf das Gesamtkapital bezieht.

Warum  werden die FK-Zinsen  hinzuaddiert? Im Zähler steht der Erfolg des Gesamtkapitals, das sich aus Eigenkapital und Fremdkapital zusammensetzt. Die Fremdkapitalzinsen sind der Erfolg des Fremdkapitals. Bei der Berechnung des Jahresüberschusses wurden sie als Aufwand, d. h. mit "minus" erfasst.  Deswegen müssen sie nun wieder hinzugerechnet werden, damit der Erfolg des gesamten Kapitals, also auch des Fremdkapitals im Zähler erfasst wird.

Das Video macht dies für den angehenden Betriebswirt/in IHK noch einmal anschaulich:

 

Rentabilitätsanalyse: Umsatzrentabilität

Bezieht der Betriebswirt/in IHK den Jahresüberschuss auf den Umsatz, so ergibt sich die Umsatzrentabilität.

Diese Kennzahl sagt dem Betriebswirt/in IHK in seiner Analyse, wie viel von 100 Euro Umsatz an Gewinn (vor Steuern) übrig bleibt.
 

Rentabilitätsanalyse: Return on Investment, ROI 

Als letzte Rentabilitätskennzahl betrachten wir den Return on Investment, den ROI. Diese Größe kommt aus der angelsächsischen Literatur und gibt den Rückfluss des investierten Kapitals an. Der Betriebswirt/in IHK  berechnet den ROI dadurch , dass er den Jahresüberschuss ins Verhältnis setzt zum Gesamtkapital (x 100).
 

Cash-Flow ROI (Betriebswirt/in IHK, Teil I.2. Bilanzen, Steuern)

Eine weitere Kennzahl ist der so genannte Cash Flow ROI. Hier setzt man im Zähler den Cash-Flow ein (statt des Gewinns). Der Nenner bleibt gleich, bzw. ist genau so wie beim ROI.

Exkurs: Berechnung des Eigenkapitals

Bei einigen Kennzahlen ist es wichtig, das Eigenkapital zu kennen. Das Eigenkapital muss der Be-triebswirt/in IHK aus der Bilanz ermittelt, indem man verschiedene Größen addiert. Der Betriebswirt/in IHK merkt sich das Grundschema, es  lautet: Eigenkapital = gezeichnetes Kapital plus Rücklagen.

Erweitert man dieses Schema nun, ergibt sich folgende Vorgehensweise: Vom gezeichneten Kapital werden zunächst eventuelle noch ausstehenden Einlagen abgezogen. Danach werden die Kapital- und die Gewinnrücklagen addiert. Hierzu muss noch ein eventueller Bilanzgewinn hinzuaddiert werden oder ein eventueller Verlust abgezogen werden. Ist bereits eine Gewinnausschüttung vorgenommen worden, so wird auch diese wieder abgezogen. So ergibt sich für den Betriebswirt/in IHK das Eigenkapital.

Nun muss sich der angehende Betriebswirt IHK oder die angehende Betriebswirtin IHK auch noch mit den internationalen Bilanzierungsprinzipien und Kennzahlen beschäftigen:

Exkurs: EBIT und EBITDA (Betriebswirt/in IHK, Prüfung "Bilanzen/Steuern")

Zunehmend findet man auch Kennzahlen aus dem angelsächsischen Kulturkreis im Wirtschaftsteil der Tageszeitung, u. a. die Begriffe EBIT und EBITDA. Was bedeuten sie ?
 
EBITDA: „earnings“ (= Ergebnis), „before“ (= vor), „interest“ (= Zinsen), „tax“ (= Steuern), „depriciation“ (= Abschreibungen), „amortisation“ (= Firmenwertabschreibung). Es handelt sich also um das Ergebnis vor dem Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Kurz und einfach gesagt ist der EBITDA das operative Ergebnis vor Abschreibungen, also das, was das Unternehmen mit seinem eigentlichen Geschäft erwirtschaftet hat und ehe man die Abschreibungen abgezogen hat.
 
EBIT ist dann das Ergebnis vor dem Abzug von Zinsen und Steuern. („earnings before interest an taxes“). Wenn man EBITDA die Abschreibungen abzieht, dann kommt man zum EBIT.

Exkurs: EBIT und EBITDA, Sinn?

Der Betriebswirt/in IHK muss nun wissen: Was sollen diese Kennzahlen? Sie sollen helfen, die operative Ertragskraft von Unternehmen zu vergleichen, die unter verschiedenen Gesetzgebungen bilanzieren. Gerade die Steuersätze und die Abschreibungsverfahren sind national sehr unterschiedlich. Wenn man also eine Größe hat, die ermittelt wird, ehe Größen wie Zinsen, Abschreibungen und Steuern abgezogen werden, dann hat man die nationalen Unterschiede eliminiert.

Betriebswirt/in IHK: weitere Prüfungsgebiete

Dies war ein weiterer Teil zum Prüfungsgebiet "Bilanzen/Steuern" aus der Prüfungsordnung zum Betriebswirt/in IHK. Das Beherrschen des Faches hängt davon ab, dass der angehende Betriebswirt/in IHK (hier beschrieben) die Bilanzierungsgrundsätze beherrscht.
 
In anderen Fächern des Betriebswirts IHK sind andere Fähigkeiten gefordert. Hier sind auch Hilfen für das Prüfungsfach "Internationale Wirtschaftsbeziehungen" vom Betriebswirt/in IHK.


Besondere Themen zu diesem Gebiet, wie die Bewegungsbilanz und das Gebiet "Steuern" werden in einem späteren Artikel behandelt.

                                                                 © Dr. Marius Ebert

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert