Betriebswirt/in IHK: Profil und Prüfung (Teil 1)

Vor dem Betriebswirt/in IHK steht der Fachwirt/in oder der Fachkaufmann/frau

Der Betriebswirt/in IHK ist die höchste Stufe des DIHK-Karriereweges "Karriere mit Lehre". Der Weg ist zweistufig:

In der ersten Stufe auf dem Weg zum Betriebswirt/in IHK absolviert man eine Ausbildung zum Fachkaufmann/frau IHK oder zum Fachwirt/in IHK. Der Fachkaufmann/frau ist eine fuktionsspezifische Ausbildung, bezieht sich also auf Funktionen, wie Marketing, Personal usw.

Der Fachwirt/in ist hingegen eine branchenspezifische Ausbildung, bezieht sich also auf Brachen, wie Industrie und Handel.

In der zweiten Stufe steht der Betriebswirt/in IHK offen, da man mit einer Fachkaufmann/frau- oder Fachwirt/in-Ausbildung die formalen Zugangsvoraussetzungen erfüllt. Man braucht also:

die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um die Prüfung zum Betriebswirt/in IHK zu bestehen und die formalen Zugangsvorausetzungen, auf die wir hier noch kurz eingehen.

Betriebswirt/in IHK: formale Zugangsvorausetzungen

Man braucht – wie schon erwähnt – einen Abschluss zu Fachkaufmann/frau oder Fachwirt/in. Eine Ausnahme ist möglich, wenn man "auf anderem Wege nachweisen kann, dass man über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt."

Diese Regelung der Prüfungsordnung bedeutet, dass man der Kammer nachweist, dass man zum Beispiel schon mehrere Jahre selbstständig ist oder ca. 5 Jahre Geschäftsführer. Entscheidende Kriterien sind Personal- und Budgetverantwortung. Die Zulassung ist immer eine Einzelfallentscheidung. Ansprech-partner ist die zuständige Kammer am Wohnort oder am Arbeitsort.

Betriebswirt/in IHK: Profil der Fortbildung

Die Fortbildung zum Betriebswirt/in IHK ist eine Generalisten-Ausbildung. Das spezielle Profil ergibt sich aus der Persönlichkeitsstruktur des Absolventen und seinem bisherigen Karriereweg. So hat jemand mit der funktionsspezifischen Fortbildung zum Personalfachkaufmann/frau, der dann den Betriebswirt/in IHK macht ein anderes Profil, als jemand, der vorher den Handelsfachwirt/in IHK gemacht hat und sich danach zum Betriebswirt/in IHK weiterbildet.

Kurz gesagt ist der Betriebswirt/in IHK eine betriebswirtschaftliche Ausbildung mit den Schwerpunkten Marketing, Controlling und internationale Wirtschaftsbeziehungen.

Hier die einzelnen Fächer des Betriebswirt/in IHK im Überblick:

Prüfungsteil I: "Wirtschaftliches Handeln und betriebliche Leistungsprozesse"

Marketing und Management
Bilanzen/Steuern

Finanzwirtschaftliche Steuerung

Rechtliche Grundlagen der Unternehmensführung
Europäische u. Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Prüfungsteil II: "Führung und Management im Unternehmen"

Unternehmensführung
Projektmanagement
Personalmanagement

Prüfungsteil III: "Projektarbeit und projektbezogenes Fachgespräch" 

Betriebswirt/in IHK: Handlungsorientiere Prüfung

Die obigen Gebiete werden in einer mehrtägigen Prüfung transferorientiert geprüft. Das bedeutet: Der Prüfling bekommt Eckdaten einer praktischen Problemsituation und ein paar Eckdaten des betroffenen Unternehmens. Dann folgt die Handlungsaufforderung: Entwickeln Sie hierzu ein Konzept, eine Checkliste, einen Fragenkatalog usw.

Das entscheidende Wort in der Prüfung zum Betriebswirt/in IHK heißt also: "Entwickeln Sie…" und nicht "Reproduzieren Sie…". Diese Art der Prüfung ist für Viele ungewohnt und sollte anhand alter Prüfungen geübt werden. Solche alten Prüfungen gibt es im Shop des DIHK offiziell zu kaufen. Aktuelle Prüfungen erscheinen etwa ein halbes Jahr, nachdem die Prüfung abgeschlossen ist. Die Analyse dieser alten Prüfungen zeigt:  Auswendig lernen bringt hier wenig bis nichts. Stattdessen gilt es zu erkennen, dass Lösungen immer wiederkehrende Strukturen haben, die man an vielen Stellen anwenden kann.

Betriebswirt/in IHK: Zeitbudget und Bewertungsschema in der Prüfung

Das Zeitbudget pro Prüfung ist unterschiedlich, die maximal erreichbar Punktzahl ist jedoch immer 100 Punkte. Das Zeitbudget für die gleich beispielhaft betrachtete Prüfung "Marketing-Management" beträgt 90 min, für die Prüfung Bilanzen/Steuern beträgt das Zeitbudget hingegen 120 min. Hier die Zeitbudgets im  Überblick:

Marketing und Management: 90 min

Bilanzen/Steuern: 120 min

Finanzwirtschaftliche Steuerung: 120 min

Rechtliche Grundlagen der Unternehmensführung: 120 min

Europäische u. Internationale Wirtschaftsbeziehungen: 150 min

 1. Situationsaufgabe: 240 min

2. Situationsaufgabe: 240 min

Anmerkung: Die Situationsaufgaben beziehen sich auf die Fächer Unternehmensführung und Projektmanagement.

Betriebswirt/in IHK: Prüfungsfach Marketing-Management (Prüfungsteil I)

Ausgangspunkt bei dieser Prüfung ist eine praktische Fallstudie, zum Beispiel die Situation eines Möbelherstellers. Dann folgen die handlungsorientierten Fragen. Der Prüfling soll in Aufgabe 1 eine Marktforschungsstudie durchführen. Er wird dabei in den Fragen immer recht eng geführt. So heißt es in Aufgabe 1 dann, dass er zwei Methoden der Primärforschung erläutern soll, um die Erhebung von Daten zur neuen Zielgruppe durchzuführen (In der Fallstudie wurde geschildert, dass der Möbelhersteller die Zielgruppe der Yuppies, also der Young Urban Professionals ins Auge gefasst hat.) Was wird also vom Prüfling verlangt? Strukturelles Wissen (er muss die Methoden der Primärforschung kennen) und die Fähigkeit diese Methoden so gut verstanden zu haben, dass er sie für den Möbelhersteller anwenden kann. Insgesamt bereit die Prüfung in "Marketing Management" keine alizu großen Probleme. Und: Rechneaufgaben gibt es hier nur sehr  selten.

Betriebswirt/in IHK: Bilanzen/Steuern (Prüfungsteil I)

Ganz anders kommt da die Prüfung zum Thema "Bilanzen/Steuern" daher. Hier wird zum Beispiel verlangt, dass der Prüfling bestimmte Bilanzkennzahlen errechnet. Allerdings ist es nicht erforderlich, diese Kennzahlen auswendig zu wissen. Der Prüfling darf entweder eine Formelsammlung verwenden oder  – das ist der neueste Trend – er bekommt die relevanten Formeln in der Prüfung angegeben. Bei dieser Prüfung kommt es weniger auf mathematische Kenntnisse an, wie Viele vermuten. Die mathematischen Probleme lassen sich mit Hilfe der angegebenen Formeln und des – ebenfalls zur Prüfung zugelassenen – Taschenrechners leicht lösen. Nein, hier kommt es darauf an, dass der Prüfling über ein Konzept verfügt, wie er Daten verarbeitet und zuordnet. Das folgende Video zeigt beispielhaft eine Struktur, die der Prüfling können sollte:

 

Das Spiel heißt also eher: Finde die richtigen Zahlen aus vielen Angaben heraus, als: mache eine richtige Berechnung.

(Die weiteren Fächer werden in einem späteren Artikel besprochen, hier ein Beispiel einer Prüfungsfrage zu Kennzahlen aus der Prüfung zum Betriebswirt/in IHK .)

Betriebswirt/in IHK: Projektarbeit

Neben den oben erwähnten schriftlichen Prüfungen bekommt der Prüfling den Auftrag, eine so genannte Projektarbeit anzufertigen. Hierfür reicht der Prüfling in der Regel seiner prüfenden Kammer zwei Themenvorschläge ein. Hiervon wird eines ausgewählt. (Einige wenige Kammern handeln hiervon abweichend und teilen den Prüflingen Themen zu).

Das Thema kommt in aller Regel aus der beruflichen Praxis des Prüflings. Clevere Teilnehmer konzentrieren sich hier auf ein brennendes Problem im eigenen Unternehmen und schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: eine gute Note bei der Kammer und große Aufmerksamkeit und Profilierung im eigenen Unternehmen. In Ausnahmefällen kann man hier auch an einem Phantasiefall arbeiten, das heißt, die Rahmenbedingungen des Unternehmens selber schaffen.

Betriebswirt/in IHK: Beispiele für Projektarbeitsthemen

Hier ein paar Beispiele für Themen von Projektarbeiten:

Konzeption einer Werbekampagne anlässlich der Eröffnung eines Internet-Shops

Geschäftsprozessoptimierung in der Personalbeschaffung eines Altenheims

Kozept zur Errichtung einer neuen Geschäftsstelle in XXXXXX

Betriebswirt/in IHK: die Präsentation der Projektarbeit: das Fachgespräch

Hat der Prüfling die Projektarbeit mit mindestens ausreichend bestanden, so folgt der letzte Schritt der Prüfung: die Präsentation, auch Fachgespräch genannt. Hierzu wird simuliert, dass der Prüfling seine Arbeit der Geschäftsführung präsentiert und um "grünes Licht" für sein Projekt wirbt. Die Geschäftsführung wird durch den Prüfungsausschuss dargestellt, es ist also eine Art Rollenspiel, bei der der Prüfling – im Unterschied zu einer echten Präsentation – dem Ausschuss allerdings kurz ein paar Eckdaten über sein Unternehmen geben muss. So können die Mitglieder des Prüfungsausschusses sich in die Situation hineindenken.

Der Prüfling präsentiert nun sein Projekt etwa 15 Minuten lang. Danach folgen noch etwa 15 min lang Fragen zu seinem Projekt. In der Regel hat einer der Prüfer die Arbeit gelesen und bewertet und sich Fragen überlegt, aber auch die anderen Mitglieder des Ausschusses stellen in der Regel Fragen aufgrund des Vortrages.

Anschließend berät sich der Ausschuss kurz und teilt dann dem Prüfling sofort die Note mit. Für den Prüflng ist dies die letzte Etappe seines Weges. Hat er die Präsentation bestanden, dann kann er sich Betriebswirt/in IHK nennen.

Weiteres Insiderwissen hier, um die Prüfung zum Betriebswirt/in IHK zu bestehen.

  © Dr. Marius Ebert

 

 

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