Was bringt Teamarbeit wirklich?

Teamfähigkeit ist das Gebot der Stunde. Alle Bewerber preisen ihre Teamfähigkeit an und bei der Personalauswahl ist es ein wichtiges Kriterium.

Viele Studien zeigen jedoch, dass Teamarbeit in vielen Fällen unproduktiv macht. Teamarbeit kann Mitarbeiter demotivieren und sie faul und wenig leistungsbereit machen.

Schon 1882 untersuchte der französische Agraringenieur Maximilian Ringelmann die Effizienz der Arbeit von Pferden, Ochsen, Maschinen und  Menschen. Bei Experimenten zum Ziehen von Lasten fand er heraus, dass die Leistung von Männern in Gruppen kleiner ist, als die Summe der Leistungen, die jeder für sich alleine erbringen würde.

Der Unterschied war deutlich. Ringelmann ließ sieben Männer an einem Seil ziehen, mal einzeln, mal in der Gruppe. Allein zogen die Männer ein Gewicht von 85 kg – in der Gruppe entfielen auf jeden einzelnen aber nur 65 kg. Mit anderen Worten bei der Arbeit im Team gegenüber der Einzelleistung ging fast ein Viertel der Leistungsfähigkeit verloren.

Dieser Effekt wurde auch „Ringelmann – Effekt“ genannt und zog in die Wissenschaft ein.

1974 wiederholte der amerikanische Sozialpsychologe Harry Ingham das Tauziehen-Experiment. Allerdings modifizierte er den Testaufbau um einen kleinen Aspekt: die Testpersonen zogen nämlich mit verbundenen Augen an dem Seil. Einmal wurde ihnen gesagt, dass sie in der Gruppe ziehen würden und einmal, dass sie alleine ziehen würden. In Wirklichkeit zogen sie aber beide Male allein.

Teamarbeit macht schwach

Das Ergebnis war eindeutig: die Testpersonen, die glaubten, es ginge um Teamarbeit, zogen schwächer. Damit war der Beweis erbracht: Menschen strengen sich weniger an, wenn ihre Leistung Teil einer Gruppenarbeit ist, als wenn sie allein arbeiten – und zwar vor allem dann, wenn sie sich in der Anonymität der Gruppe verstecken können.

Soziales Faulenzen tritt vor allem bei Routineaufgaben auf. Werden die Aufgaben schwieriger. steigt die Leistung des Einzelnen in der Gruppe, weil er sich durch die Gruppe geschützt und entlastet fühlt. Außerdem ist wichtig, individuelle Leistungen in der Gruppe auch individuell zu würdigen. Besondere Kreativleistungen und das Bewältigen schwieriger Aufgaben sollten also besonders hervorgehoben werden.

 

 (Quelle: "Toll ein anderer macht’s" von Harald Czycholl, veröffentlicht in "Die Welt vom 03.04.2014)

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