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Google-Adwords: kafkaeske Zustände

Die Werke von Franz Kafka prägten den Ausdruck von kafkaesken Zuständen. Diese sind laut Wikipedia wie folgt definiert: „Situationen und diffuse Erfahrungen der Angst, Unsicherheit und Entfremdung“ sowie des Ausgeliefertseins an anonyme und bürokratische Mächte, der Absurdität, der Ausweg- und Sinnlosigkeit sowie Schuld und innere Verzweiflung.“

Daran fühle ich mich erinnert. Ich versuche seit Wochen eine Zielseite für Google-Ads ins Netz zu bringen. Mit „Zielseite“ meine ich eine Seite, zu der eine von mir geschaltete Google-Ads Anzeige führen soll. Das Geld dafür überweise ich vorab – Vorkasse oder Kreditkarte sind die einzigen Möglichkeiten, die Google gibt. Mir ist dabei durchaus bekannt, dass Google durch Kontrolle der Zielseiten für gute Suchergebnisse sorgen will und auch einen Qualitätsfaktor eingeführt hat.

Soweit die Theorie, nun die Praxis.

Der erste Versuch – und sofort eine Drohung

Der erste Versuch wird sofort von Google maschinell abgelehnt. Wenn man nun wissen möchte, warum, dann wird man auf eine weitere Seite geleitet. Dort stehen dann alle möglichen Vergehen, wie zum Beispiel, dass man als Zielseite eine Seite wählt, die vortäuscht „Google“ zu sein. Und gedroht wird dann auch sofort, nämlich, dass bei wiederholten Verstößen gegen Googles Werberichtlinien mein AdWords-Konto deaktiviert werden kann.

Da mir so eine Täuschung im Traum nicht einfallen würde und meine Seite außerdem weder jugendgefährdend noch gewaltverherrlichend noch rassistisch ist, wende ich mich an die Kundenbetreuung. Dort erfahre ich, dass mein Vergehen „Informationsaustausch“ heißt. Ich bin schuldig des Vergehens, den Besuchern meiner Seite „Gratis-Lernimpulse“ angeboten zu haben. Gegen  – freiwilligen – Eintrag Ihrer Email-Adresse.

Opt-in-Feld nicht erlaubt? – die Antwort bleibt im Dunkel

Da das eine Maschine schlecht erkennen kann, vermute ich, dass das Problem das Opt-in-Feld auf der Zielseite ist. Und siehe da, vergleichbare, ähnliche Seiten haben inzwischen das Opt-in-Feld gegen einen „Call-to-Action-Button“ ausgetauscht. Ist das also das Problem? Ich wende mich wieder an den Google-Kundenbetreuer, der auf meine Frage nicht eingeht. Ob Google also ein Opt-in-Feld akzeptiert oder nicht, bleibt im Dunklen, zumal ich bei Google-Ads von anderen Unternehmen solche Opt-in-Felder auf deren Zielseiten finde.

Der zweite Versuch – und wieder: abgelehnt

Ich setze die Seite komplett neu auf. Mit einem Call-to-Action-Feld rechts oben. Nun muss es aber klappen, denke ich. Doch wieder: „abgelehnt“. Wieder der Verweis auf die Seite mit einer Zusammenfassung der Verstöße. Ich wende mich wieder an die Kundenbetreuung. Ein „A. Ixxxxxxxxx“ meldet sich. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, ist aus der Email nicht ersichtlich. Dieser „A.Ixxxxxxxx“, die sich später als Frau zu erkennen gibt, vermutet (!), es könne daran liegen, dass der Betreiber der Seite nicht ersichtlich sei. Unter meiner Rubrik „Über den Autor“ könne sie nur zwei „Danke-Seiten“ finden, aber kein Impressum.

Außerdem sei es streng verboten, in der Anzeige einen anderen Link zu zeigen, als den, auf den man tatsächlich verlinkt. Nun, das leuchtet mir ein und ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, hätte ich die Anzeige nicht durch einen „Certified Google-Ads-Trainer“ überprüfen lassen, der diese Änderung persönlich (!) vorgenommen hat.

 

Der dritte Versuch – und die Kundenbetreuung weiß auch nichts

Ich überarbeite also die Zielseite erneut, korrigiere den Link, er heißt nun wieder http://4.rechnungswesen-verstehen.com, statt nur http://rechnungswesen-verstehen.com und füge eine weitere Seite mit der Überschrift Impressum unter der Rubrik „Über den Autor“ ein. Schon vorher waren meine Impressum-Angaben sichtbar. Man hätte nur auf „Über den Autor“ klicken müssen. Frau Ixxxxxxxxxx ist wohl nur mit der Maus darüber gefahren und hat kein Pop-up mit dem Namen „Impressum“ gefunden.

Nun muss es klappen, denke ich. Weit gefehlt. Wieder „abgelehnt“. Ich wende mich erneut an Frau Ixxxxxxxxxx. Sie weiß nun offensichtlich selber keine Antwort mehr, warum die Seite nicht akzeptiert wird und hat den Vorgang an die „Richtlinien-Abteilung“ (kein Scherz!) weitergeleitet. Sie will mich informieren, wenn sie von dort etwas weiß.

Dir Richtlinien-Abteilung

Ich warte wieder. Der Vorgang findet an einem Donnerstag statt, am Freitag bin ich mit dem Flugzeug unterwegs und habe wenig Zeit, mich damit herum zu schlagen. Am Freitag Abend finde ich zwei Mails von Google, versendet etwa zeitgleich gegen 18.00 Uhr. Eine Mail von Frau Ixxxxxxxxxxx, die mir schreibt, dass sie von der Richtlinien-Abteilung noch keine Antwort hat und eine zweite Email, offensichtlich von anderer Stelle und ohne Möglichkeit darauf zu antworten, in der es heißt:

„…wir haben gute Nachrichten für Sie. Nach erneuter Überprüfung haben wir festgestellt, dass die folgende Website unseren Werberichtlinien entspricht:

Kundennummer: xxxxxxxxxxxxxxx Angezeigte URL: rechnungswesen-verstehen.com“

Die angezeigte URL ist genau die, die vorher moniert wurden. Ich wurde doch belehrt, dass die angezeigte und die verlinkte URL indentisch sein müssen???

Um die Anzeige nun endlich online zu bringen, folge ich den Anweisungen, speichere die Anzeige neu und wieder: abgelehnt.

Wie war noch die Definition kafkaesker Zustände: „… des Ausgeliefertseins an anonyme und bürokratische Mächte, … Absurdität….“

 

Für Google ist jetzt erstmal Wochenende

Für Google ist jetzt erstmal Wochenende. Das Geld für die Anzeige hat man ja schließlich schon vor Wochen kassiert. Am Montag um 13.11 Uhr erhalte ich eine weiter Mail von Frau I.xxxxxxxxxxxxxxx. Sie teilt mir mit, dass meine Anzeige nun freigeschaltet sei. Warum eine Anzeige ständig abgelehnt und dann doch freigeschaltet wurde bleibt im Dunkel, wie so Vieles. Ich hatte weder an der Anzeige, noch an der Zielseite auch nur ein einziges Komma verändert.

Anrufen kann man die Mitarbeiterin aber nicht. Nur auf den Rückruf warten….. Dieser erfolgt am Montag dann nicht mehr. Ich warte also in Demut weiter.

Am nächsten Tag eine weitere Mail von Frau I.xxxxxxxxxxxxxx, sie behauptet, mich angerufen zu haben. Auf meiner Anrufliste finde ich jedoch keinen Anruf……

Hier noch einmal die  Definition kafkaesker Zustände: „… des Ausgeliefertseins an anonyme und bürokratische Mächte, … Absurdität….“

Ich finde absurd, dass ein von Google zertifizierter Trainer die Regeln nicht kennt. Ich finde absurd, dass selbst eigene Mitarbeiter von Google die Regeln nicht kennen, nach denen hier gespielt wird. Und: ich finde es gefährlich, dass offensichtlich nur ganz wenige Menschen bei Google diese Regeln genauer kennen, während die anderen Mitarbeiter  – genau wie ich – einer Maschine ausgeliefert sind.

Machtmissbrauch wird durch die Geschichte bestraft

Nintendo schikanierte einst seine Händler, Microsoft schikanierte seine Wettbewerber. Beide Unternehmen handelten aus großer Machtposition heraus und verloren diese.

Google schikaniert seine Kunden. Der Tag wird kommen, an dem auch Google bezahlen muss.