„Gegen rechts“: der Schuldkomplex

Gegen rechts der Schuldkomplex

Politikberater im Kulturkonflikt: Unsicherer Auftritt vor Wiens linker Szene

„Sie können sich sicher denken, dass ich als Politikberater, der sich eher im rechten Parteienspektrum bewegt, wenig Erfahrung damit habe, vor der Wiener Kultur und Kunstszene politische Reden zu halten. Ich denke, es wird mir niemand im Saal böse sein, wenn ich diese Kulturszene eher dem linken Lager zurechnen. Dementsprechend groß war auch meine Verunsicherung vor dieser heutigen Rede: Was wird mich erwarten hier im Saal? Welches Publikum wird mich erwarten?

Ironischer Seitenhieb: Ethnische Vielfalt im Saal erinnert an FPÖ-Treffen

Und ich habe schon beim Reinkommen gesehen, dass sich die ethnische Zusammensetzung hier im Saal in etwa in dem Rahmen bewegt, den ich auch beim durchschnittlichen Aschermittwoch der FPÖ begegne. Sollte das ein Entgegenkommen des Veranstalters gewesen sein, kann ich versichern, das wäre nicht nötig gewesen.

Spöttische Bemerkung: Ein Seitenhieb auf mediale und weltanschauliche Normen

Ich bin allerdings nicht hierhergekommen, um Ihnen den Spiegel vorzuhalten. Den haben die meisten von ihnen eh abonniert. Und zusammen mit dem Falter steckt er ja die weltanschaulich zulässige Norm ab, deren Abweichungen Sie an diesem Wochenende gerichtlich verhandeln wollen.

Provokante Frage: Sind rechte Parteien wie AfD und FPÖ überflüssig?

Meine sehr geehrten Damen und Herren. „Braucht man Parteien wie die AfD oder die FPÖ? Braucht man Rechte?“, lautete die Leitfrage, die mir seitens des Veranstalters mitgegeben wurde. Ich unterstelle einmal, wir haben das auch schon gehört, dass hier im Saal gar nicht wenige Menschen sitzen, die diese Frage mit einem klaren Nein beantworten würden.

Theatermetapher: Wer am meisten glaubt, keinen Unterricht zu brauchen, braucht ihn am dringendsten

Aber es ist, um beim Sprachbild des Theaters zu bleiben, wie mit dem Schauspielunterricht. Den benötigen meist auch diejenigen am dringendsten, die am festesten davon überzeugt sind, ihn nicht zu brauchen.

Notwendigkeit der Rechten und Toleranz für Sprachgewohnheiten

Sie, verehrte Damen und Herren, die beim Frühstück Ihrem Partner das Einser-Kastl aus dem STANDARD vorlesen, brauchen Parteien wie die AfD oder die FPÖ wie den Bissen Brot, auf dem sie gerade noch ihre leckere Marmelade verteilt haben. Und ja, ich als Deutscher benutze Wörter wie lecker. Was wollen Sie schon dagegen machen? Abschiebungen wollen Sie ja nicht, also müssen Sie lernen, mich und meine Sprache zu tolerieren.

AfD und FPÖ: Ein Mittel zur Schuldkompensation?

Warum brauchen Sie, liebe pensionierte Studienräte und solche, die es noch werden wollen, nun die AfD und die FPÖ? Nun, die Antwort mag Sie ob ihrer Profanität enttäuschen. Sie brauchen diese Parteien, um Ihre Schuld kompensieren zu können.

Psychoanalyse und Politik: Parteien als Ventil für innere Konflikte

Nachdem wir hier in der Geburtsstadt der Psychoanalyse sind und fast jeder hier im Raum, mich eingeschlossen, irgendetwas Nutzloses studiert hat, noch mal etwas weniger profan: Sie brauchen diese Parteien, denn Ihr Ich ist nicht in der Lage, den Konflikt zwischen Ihrem Es und Ihrem Über-Ich zu kalmieren und konstruktiv zu kanalisieren.

Kritik an Ihrem Lebensstil: Zu weiß, zu reich, zu falsch

Sie sind zu weiß, Sie sind zu reich, Sie sind zu heterosexuell, Sie fahren zu viel Auto, Sie essen zu viel Fleisch, und Sie heizen falsch. Und dann hatten Sie auch noch diesen Großvater, über den in Ihrer Familie seit jeher deutlich mehr geschwiegen als gesprochen wird.

Rechte als Projektionsfläche für Ihr schlechtes Gewissen

Und genau hier, am Gipfel Ihres schlechten Gewissens, hier kommen die Rechten ins Spiel. Nicht nur, dass diese schlimmer sind als Sie. Die fahren noch mehr Auto, essen noch mehr Fleisch und sind noch heterosexueller. Die besitzen auch noch die Unverfrorenheit, sich nicht einmal ansatzweise für ihr Tun und ihr Sein zu schämen.

Feindbild der Rechten: Ihre Flucht vor dem eigenen Konflikt

Und damit haben Sie, meine Damen und Herren, endlich das ausgelagerte Feindbild, das Sie brauchen, um sich nicht länger dem Konflikt mit Ihrem eigenen Selbst stellen zu müssen. Ich mache es für Sie greifbarer: Die eigenen Kinder nicht mit faktisch unbeschulbaren Migranten aus prekären Verhältnissen in dieselbe Klasse schicken zu wollen, macht Sie nicht zu einem schlechten Menschen, weil es ja dort noch diejenigen gibt, die Migranten samt und sonders abschieben wollen. Und besser als die sind Sie allemal.

Selbstbetrug institutionalisiert: Der Kampf gegen Rechts als Erlösungsversprechen

Wären die nicht rechts, wären Sie nicht links. Wären die nicht schlecht, wären Sie nicht gut. Und weil dieser Selbstbetrug das einzige Erlösungsversprechen ist, das Ihnen seit Ihrem Austritt aus der katholischen Kirche geblieben ist, haben Sie ihn unter dem Schlagwort des Kampf gegen rechts sogar institutionalisiert.

Von Marx zum Lumpenproletariat: Die heutige Welt der NGOs und Stiftungen

Unter dem Dach unzähliger NGOs, Stiftungen und Initiativen versammelt sich heute das, was der große deutsche Antisemit, Schwarzenhasser, Gemeindebau-Namensgeber und linke Übervater Karl Marx neben zahlreichen anderen gesellschaftlichen Gruppen seinerzeit noch zum Lumpenproletariat zählte, nämlich die verkommenen, ich zitiere wörtlich und abenteuerlichen Ableger der Bourgeoisie und die Literaten.

Moralischer Ablasshandel: Selbstbestätigung statt echte Interessenvertretung

Meine Damen und Herren, der moralische Ablasshandel im Kampf gegen Rechts ist dabei längst zu einer gigantischen Selbstbestätigungsmaschinerie geworden, die sich kilometerweit von den Interessen der Minderheiten entfernt hat, die sie zu produzieren sie vorgibt.

Kein Widerstand: Die Frage nach meiner Hautfarbe und den Rechten

Dass ich mit dem, was ich sage, recht habe, wird dadurch offenbar, dass ich schon seit knapp über fünf Minuten zu Ihnen spreche und Sie immer noch keine Antwort auf die Frage gefunden haben, die Sie seit dem Moment umtreibt, in dem ich dieses Podium betreten habe. Nämlich: Was macht jemand mit meiner Hautfarbe bei den Rechten?

Der Teufelskreis: Wie Verständnis für nationale Identität den Kampf gegen Rechts untergräbt

Sie werden keine Antwort auf diese Frage finden, meine Damen und Herren. Denn die Antwort verbirgt sich hinter einem positiven Zugang zur nationalen Identität, zur Geschichte und tradierten Kultur. Und diesen Zugang, den verwehren Sie sich selbst. Schließlich stünde ein Verständnis von rechts Ihrem Kampf gegen rechts im Weg, und ohne diesen frisst Sie Ihr Gewissen. Spätestens hier beißt sich also die Katze in den Schwanz.

Schuldgefühle und Geschäft: Der profitable Kampf gegen Rechts

Es sind aber nicht nur Ihre Schuldgefühle, die den Kampf gegen Rechts am Laufen halten, sondern auch findige und geschäftstüchtige Linke, die daraus ein alles andere als antikapitalistisches Einkommensmodell entwickelt haben.

Der Teufelskreis des Kampfes gegen Rechts: Wie der Krieg gegen Rechts sich selbst nährt

Der Krieg ernährt den Krieg, wusste schon der olle Schiller und ließ es darum im zweiten Teil der Wallenstein-Trilogie den General Isolani in die Welt hinausposaunen. Und wie der Krieg den Krieg ernährt, so ernährt auch der Kampf gegen Rechts den Kampf gegen Rechts. Die Politik bestellt, und die steuergeldfinanzierte NGO-Industrie liefert.

Österreichs Ausnahmen: Noch keine bizarren Auswüchse wie in Deutschland

Zu Ihrer Ehrenrettung muss ich sagen: In Österreich sind diese bizarren Auswüchse noch nicht ganz so weit wie in Deutschland. Die Betonung liegt auf noch. Und Wien möge eine Ausnahme bilden.

Der Gruselfaktor des Kampfes gegen Rechts: Warum die Angst vor Rechts immer einträglich bleibt

Jedenfalls ist dieses Gegen-Rechts-Geschäft auch deshalb so einträglich, weil sich zu dem schlechten Gewissen noch der Gruselfaktor gesellt. Der Deutsche und Österreicher gruseln sich gerne. Anders ist es nicht erklärbar, warum Leute sich seit 140 Jahren jeden Sonntag denselben Tatort ansehen. Der Nachschub an düsteren Fernsehabend-Krimis darf niemals abreißen. Genau wie der Nachschub an Rechts niemals abreißen darf. Ob Rechts, Rechtsradikal, rechtsextrem ist dem Gruselsüchtigen dabei übrigens einerlei.

Medien und Gruselsucht: Wie die Nachfrage nach rechtem Grusel das Angebot antreibt

Medienseitig hat man sich auf diesen Konsumentenwunsch längst eingestellt und hält sich deshalb auch nicht länger mit einer differenzierten Darstellung auf. Weil die Nachfrage nach dem rechten Grusel aber deutlich größer ist als das Angebot, schwärmen die Apologeten des Kampfes gegen Rechts regelmäßig aus, auch noch aus dem hintersten Winkel der Republik neuen Stoff für ihre Gruselsüchtigen zu organisieren.

Das jährliche Highlight der Gruselindustrie: Die digitale Eiernockerlsuche am 20. April

Das jährliche Hochamt dieser Industrie ist die digitale Eiernockerlsuche am 20. April. Denn irgendein Trottel findet sich schließlich immer, der seine primitive Ausländerfeindlichkeit in irgendeiner unmoderierten Facebookgruppe zu ventilieren versucht.

Altbewährtes für schlechte Verkaufszahlen: Mit Rechts und Hakenkreuzen die Auflage pushen

Und wenn es dann doch einmal keine frische Ware geben sollte, können Sie, werte Damen und Herren, natürlich auf Altbewährtes vertrauen. Sie sind Medienschaffende, und Ihre Zeitung verkauft sich schlecht? Nehmen Sie einfach die AfD oder die FPÖ auf den Titel. Sex sells war gestern. Rechts sells ist heute. Publizistisch publizistisch noch besser als die AfD oder die FPÖ verkaufen sich auf Titelseiten übrigens Hakenkreuze. Hier gilt das Motto: Vom Spiegel lernen heißt siegen lernen.

Rechtsantisemitismus verkauft sich besser als islamischer Antisemitismus

Sollten Sie als Medienschaffender allerdings mit dem Gedanken spielen, der Abwechslung halber einmal den Anstieg des islamischen Antisemitismus und die damit zusammenhängende Rolle der Migrationspolitik näher thematisieren zu wollen, müssen Sie als Medium Absatzeinbußen in Kauf nehmen. Von linkem Antisemitismus möchte ich dabei gar nicht erst reden. Davon rate ich Ihnen zur Gänze ab. Absoluter Ladenhüter– verkauft sich nicht. Der feuilletonverliebte deutsche Halbintellektuelle, Österreicher mitgemeint, will seinen Antisemitismus rechts verortet wissen. Dort gehört er hin. Alles andere verwirrt ihn auch nur.

Bestseller und Ladenhüter – Margit Reiters Bücher im Vergleich

Ein kleiner Einschub: Die Ihnen sicherlich wohlbekannte Historikerin Margit Reiter hat ein ganz hervorragendes, überaus informatives und sicher ebenso bekanntes Buch mit dem Titel „Die Ehemaligen. Der Nationalsozialismus und die Anfänge der FPÖ“ geschrieben. Von derselben Autorin stammt auch das 516 Seiten starke Buch „Unter Antisemitismusverdacht. Die österreichische Linke und Israel nach der Shoah“. Meine Damen und Herren, ich kenne die Verkaufszahlen dieser beiden Bücher nicht. Ich nehme aber jetzt und hier Zehn-zu-Eins-Wetten darüber an, welches der beiden Bücher sich ein um Vielfaches besser verkauft hat als das andere.

Zum Schluss: Ein Blick durch meine Augen – Ihre Wahl, ob Sie ihn annehmen

Meine Damen und Herren, es wird Sie freuen zu hören, dass ich mich nun langsam dem Ende meiner Ausführungen entgegenrede. Ich hatte Ihnen versprochen, Ihnen nicht den Spiegel vorzuhalten. Und an dieses Versprechen habe ich mich gehalten. Ich habe Ihnen, meine Damen und Herren, vielmehr das Angebot gemacht, sich für einen kurzen Moment selbst durch meine Augen zu betrachten. Ob Sie dieses Angebot annehmen, liegt ganz bei Ihnen.“

(Ende des Transkripts)

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