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Eigenkapital-Quote und Eigenkapital-Rentabilität, Verwechslungsgefahr

Eigenkapital-Quote und Eigenkapital-Rentabiliät kann man leicht verwechseln

Weisst Du, warum Du diese Begriffe verwechselst? Du schaust falsch! Du schaust auf das Wort "Eigenkapital" und schon ist die Verwechslung passiert. Es ist besser auf die Unterschiede zu schauen, als auf die Gemeinsamkeiten. Nimm‘ also zunächst bitte wahr, dass die Eigenkapital-Quote mit dem Wort "Quote" endet und die Eigenkapital-Rentabilität mit dem Wort "Rentabiiltät". Es handelst sich also im ersten Fall um eine Quotenkennzahl im zweiten Fall um eine Rentabilitätskennzahl. Beide Kennzahlen kommen also aus unterschiedlichen Kategorien.

Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied, nämlich, wenn Du Dir anschaust, woher Du die Daten nehmen musst, um sowohl die Eigenkapital-Quote und die Eigenkapital-Rentabilität zu berechnen. Man kann sagen, dass diese beiden Kennzahlen unterschiedliche Quellen verwenden. Schauen wir uns das genauer an.

Eigenkapital-Quote, Quelle

Wenn Du die Eigenkapitalquote berechnen sollst, woher nimmst Du die Zahlen? Du nimmst die Zahlen aus der Bilanz. Was ist die Bilanz? Die Bilanz ist eine Gegenüberstellung der Vermögenswerte (auf der Aktivseite) und er Kapitalherkünfte (auf der Passivseite). Die Bilanz ist ein Teil des Jahresabschlusses. Woraus besteht der Jahresabschluss noch? In seiner einfachsten Form besteht der Jahresabschluss aus Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Dies kannst Du in § 242 HGB nachlesen. Dort heißt es in Absatz (3): Die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung bilden den Jahresabschluss.

Wenn Du die Eigenkapitalquote berechnest, schaust Du also in die Bilanz, genauer gesagt, Du brauchst nur auf die Passivseite der Bilanz zu schauen. Wie ist dort die Struktur? Richtig! Die Passivseite der Bilanz strukturiert sich in Eigen- und Fremdkapital. Sie zeigt, woher die finanziellen Mittel des Unternehmens irgendwann einmal gekommen sind. Wenn Du also auf der Passivseite der Bilanz bist, musst Du zunächst das Eigenkapital berechnen, indem Du ganz bestimmte Posten addierst. Das Gesamtkapital zu berechnen, ist viel einfacher. Hier schaust Du einfach auf die Bilanzsumme "unter dem Strich". Das ist die Zahl, die auf der Aktivseite und auf der Passivseite gleich ist.

Eigenkapital-Rentabiliät, Quelle

Für die Eigenkapital-Rentabilität brauchst Du auch das Eigenkapital, das Du für die Eigenkapital-Quote schon berechnet hast. Jetzt brauchst Du aber noch einen weiteren Wert und den findest Du nicht in der Bilanz. Die Eigenkapital-Rentabilität braucht eine Erfolgsgröße und die findest Du in der Bilanz nicht, denn dort stehen nur Bestandsgrößen.

Du brauchst also zusätzlich die GuV, denn Du musst Dir aus der GuV die Größe "Jahresüberschuss" als Erfolgsgröße holen. (Ganz selten berechnet man die Eigenkapital-Rentabilität mit dem Cash-Flow und noch seltener mit dem Bilanzgewinn.)

Dies ist also der Unterschied: Um die Eigenkapital-Rentabilität zu berechnen, brauchst Du eine zusätzliche Quelle, nämlich die Gewinn- und Verlustrechnung, die GuV.

Das waren die Unterschiede zwischen den beiden Kennzahlen. Zusammengefasst: Sie kommen

(1) aus unterschiedlichen Kategorien und haben

(2) teilweise unterschiedliche Quellen für die Datenbeschaffung.

Die Verwechslungsgefahr ergibt sich aber gerade aus den Gemeinsamkeiten von Eigenkapital-Quote und Eigenkapital-Rentabilität.

Deswegen schauen wir uns auch die Gemeinsamkeiten noch einmal an.

Eigenkapital-Quote und Eigenkapital-Rentabiliät, Gemeinsamkeiten, Überblick

Beides Bilanzkennzahlen, beide verwenden das Eigenkapital, beide berechnen sich über einen Bruchstrich, beide rechnen mit "mal hundert" und beide sind im Ergebnis ein Prozentwert. Vor allem aber gehören beide zur Rubrik der Bilanzkennzahlen. Diese Bilanzkennzahlen werden verwendet, um einen Jahresabschluss zu analysieren. Diese Analyse hat Schwächen und somit verbinden diese Schwächen auch die beiden Kennzahlen miteinander. Schauen wir also genauer auf die Analyseschwächen.

Eigenkapital-Quote und Eigenkapital-Rentabiliät, gemeinsame Analyseschwächen

Eigenkapital-Quote und Eigenkapital-Rentabilität sind beide vergangenheitsbezogen. Die Zahlen der Bilanz zeigen nun mal nicht das, was ist, sondern das, was in der Vergangenheit war. Diese Schwäche gilt generell für alle Bilanzkennzahlen, also auch für die Eigenkapital-Quote und die Eigenkapital-Rentabilität.

Die Eigenkapital-Quote beruht allein auf den Daten der Bilanz und dies offenbart eine weitere Schwäche, nämlich die Stichtagsbezogenheit. Was heißt Stichtagsbezogenheit? Nun, die Bilanz ist wie ein Foto. An einem bestimmten Tag, nämlich am Bilanzstichtag werden die Zahlen erfasst und veröffentlicht. Einen Tag vorher und einen Tag nachher sehen sie oft schon wieder anders aus.

Diese Schwäche der Stichtagsbezogenheit gilt also für die Eigenkapital-Quote. Gilt sie auch für die Eigenkapital-Rentabilität? Nun, teilweise, denn die Eigenkapital-Rentabililät verwendet für das Eigenkapital genau den gleichen Wert, wie die Eigenkapital-Quote. Aber für die Erfolgsgröße im Zähler verwendet die Eigenkapital-Rentabilität den Jahresübeschuss und der kommt aus der GuV. Die Zahlen aus der GuV sind jedoch nicht stichtagsbezogen, sondern zeitraumbezogen. Genau genommen vermischt also die Eigenkapital-Rentabilität zwei verschieden Zeitebenen miteinander. Die Größe im Zähler (Jahreüberschuss) wird zeitraumbezogen ermittelt, während das Eigenkapital im Nenner stichtagsbezogen ermittelt wird.

Eigenkapital-Quote und Eigenkapital-Rentabiliät, schwache Ausssagekraft

Wenn man sich dann die Zahlen, genauer gesagt, die Prozentwerte anschaut, was sagen die Zahlen dann eigentlich aus? Wenn zum Beispiel ein Unternehmen eine Eigenkapital-Quote von 30% hat, was sagt das aus? Nun, man muss hier sagen, dass dies zunächst mal überhaupt nichts aussagt.

Und was sagt es aus, wenn ein Unternehmen eine Eigenkapital-Rentabilität von 6% hat? Was sagt das aus? Auch, zumindest absolut gesehen, zunächst einmal überhaupt nichts. Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Bilanzkennzahlen brauchen, will man sie interpretieren, eine Bezugsgröße. Diese Bezugsgröße sind entweder der Branchenvergleich oder der Zeitvergleich. (Für die Eigenkapital-Rentabilität gibt es noch eine weitere Bezugsgröße, auf die ich gleich komme.)

Wenn also ein Unternehmen eine Eigenkapital-Quote von 30% hat, so kann dies schlecht oder gut sein, je nachdem, was die anderen Unternehmen in der gleichen Branche für eine Eigenkapital-Quote haben. Es ist also in erster Linie ein relativer Wert, wobei ein Wert unter 10% natürlich in jeder Branche sehr schlecht ist.

Gleiches gilt für die Eigenkapital-Rentabilität. Auch hier kann 6% gut oder schlecht sein, je nach Branche. Und was war nun die weitere Bezugsgröße? Nun, bei der Eigenkapitalrentabilität erfährt ja der Unternehmen, was sein im Unternehmen arbeitendes Eigenkapital für eine Verzinsung bekommt. Und wenn er sich das ausgerechnet hat, dann hat er natürlich sofort einen Vergleichswert. Er kann relativ leicht herausfinden, was er an Zins bekommen hätte, hätte er sein Geld in einer Finanzanlage angelegt.

Man kann natürlich auch einen Zeitvergleich wählen: Man kann die Eigenkapital-Quote dieses Jahres mit den letzten drei Jahren vergleichen, um eine Entwicklung zu sehen. Gleiches kann man mit der Eigenkapital-Rentabilität machen.

Eigenkapital-Quote und EK-Rentabiliät, schwache Ausssagekraft, Zusammenfassung

Eigenkapital-Quote und Eigenkapital-Rentabilität haben also als Analysezahlen folgende Schwächen:

(1) Sie sind beide vergangenheitsbezogen (wie alle Zahlen aus dem Jahresabschluss)

(2) Sie sind beide stichtagsbezogen. Die Eigenkapital-Quote ist komplettt stichtagsbezogen, die Eigenkapital-Rentabilität ist teils stichtagsbezogen (Eigenkapital), teils zeitraumbezogen (Jahresüberschuss)

(3) Beide Kennzahlen sind nur im Branchenvergleich oder im Zeitgleich wirklich aussagefähig.

© Dr. Marius Ebert