Schlagwort-Archive: dr. ebert kolleg

Preispolitik: richtig oder gar nicht (Teil 2)

Ausgangspunkt dieses zweiteiligen Beitrages war der Einwand eines Seminarteilnehmers. Er sagte: "Der Wettbewerb findet heutzutage doch nur noch über den Preis statt" und bezog sich damit vor allem auf die Lebensmittelbranche, in der er arbeitet. In diesem Beitrag wollen wir einen weiteren Fall studieren, der Alternativen zur Preispolitik zeigt.

Ein Drittel reicht

Aus der Marktforschung weiß man, dass tatsächlich für zwei Drittel der Deutschen, "gut einkaufen" gleichzusetzen ist mit  "besonders billig einkaufen". Im REWE-Center in Altenstadt konzentrierte man sich auf das dritte Drittel, also auf Menschen, die nicht von Sonderangebot zu Sonderangebot hetzen, sondern die Wert auf guten Service und eine besondere Einkaufsatmosphäre setzen. Für diese Menschen ließ man sich in Altenstadt Einiges einfallen:

Service, Service, Service

Unter anderem trennte man sich von einigen Quadratmetern Verkaufsfläche und eröffnete mitten im Markt ein "Kommunikations- zentrum". Dort können die Kunden kostenlos Kaffee oder Tee trinken, sich über örtliche Veranstaltungen informieren, Kochrezepte ausdrucken und die Tageszeitung lesen. Auch kann man sich kostenlos die Schuhe putzen lassen. Wo immer die Gefahr bestand, dass sich Schlangen bilden konnten, entwickelte man ein Konzept, um den Kunden das Schlangestehen zu ersparen, zum Beispiel über eine Nummer, die der Kunde ziehen konnte.

Für Kinder wurde eine Kinderspielecke eingerichtet, damit die Eltern in Ruhe einkaufen können. Viele der Waren sind fertig als Geschenk verpackt.

Keine Sonderpreisaktionen

Seit man sich auf die serviceorientierten Kunden konzentriert, sind Sonderpreisaktionen bei REWE in Altenburg abgeschafft. Man ist der Meinung, dass man damit sowieso keine Stammkunden gewinnt und die Aktionen selber sehr teuer sind, da sie durch Anzeigen oder Handzettel bekannt gemacht werden müssen und die niedrigen Preise subven- tioniert werden müssen. Stattdessen gibt man lieber kostenlos Kaffee oder Tee aus. Und außerdem bringen bestimmte Service-Aktionen, wie die Eröffnung einer Hundebar, kostenlos so viel PR, wie man es mit Geld gar nicht bezahlen kann.

Die Erfolge

Auch hier wieder wurden die Regeln der Branche schwer verletzt. Allein die Idee, aus Verkaufsfläche Servicefläche zu machen, statt aus jedem Quadratmeter das letzte an Umsatz herauszupressen, hätte so manchem gestandenen Manager die Schweißperlen auf die Stirn getrieben und zu dem Ausruf: "Wie kann man nur!" veranlasst.

Tatsache ist jedoch: Das REWE-Center in Altenstadt ist heute vor Ort mit Abstand Marktführer und seit Einführung der Serviceaktionen hat sich der Umsatz verdoppelt. Gemessen an den üblichen Kennzahlen der Branche liegt das REWE-Center aus Altenburg bundesweit in der Spitzengruppe, und dies obwohl (oder sollte man besser sagen, weil) man dort gegen alle Regeln der Branche verstieß.

 

Prüfung Betriebswirt/in IHK entschlüsselt, hier klicken!

(Text teilweise gestützt auf die Darstellung des REWE-Centers Altenburg im Buch "Das neue 1x! der Erfolgsstrategie" von Friedrich, Seiwert, Geffroy)

Bis zum nächsten Mal, viele Grüße

Marius Ebert

535-03 Dr. Ebert Kolleg Am Kissel 7 53639 Königswinter Tel. 02223/90 59 75 Fax 02223/90 59 76 http://www.spasslerndenk.de [email protected] Add to Technorati Favorites

Netto-Einkommen in Deutschland (zur Lage der Nation)

Die Schätzungen

Der Berliner Politikwissenschaftler Klaus Schroeder (Freie Universität Berlin) macht gern ein kleines Experiment in seinem Bekanntenkreis und bei seinen Studenten. Er fragt: "Wie viel Haushaltsnettoeinkommen im Monat ist nötig, um zu den reichsten fünf Prozent in Deutschland zu gehören?"

Er erzählt: "Dann kommen oft Zahlen wie 50.000 EUR, 75.000 EUR und mehr – im Monat wohlgemerkt. Die Realisten schätzen 15.000 EUR.

In Wirklichkeit sind es etwa 5.000 EUR ( in Worten: fünftausend)."

Die Studie aus der Wirtschaftswoche

Die Wirtschaftswoche hat sich ebenfalls dem Thema angenommen und zwar in einem Sonderheft mit dem Titel "Armes Deutschland?, Eine Untersuchung über Einkommen, Vermögen, Lebensqualität und soziale Gerechtigkeit." Hier sind die Zahlen laut Statistischem Bundesamt, bezogen auf das Jahr 2006:

Westdeutscher Arbeiter (Single): 1.531 EUR netto

Westdeutsche Arbeiter-Familie (Ehepaar mit zwei Kindern): 2002 EUR netto

Westdeutscher Angestellter (Single): 1.796 EUR netto

Westdeutsche Angestellten-Familie (Ehepaar mit zwei Kindern): 2.524 EUR netto

Starke Unterschiede zu Ostdeutschland

Ostdeutscher Arbeiter (Single): 1.019 EUR netto

Ostdeutsche Arbeiter-Familie (Ehepaar mit zwei Kindern): 1.359 EUR netto

Ostdeutscher Angestellter (Single): 1.054 EUR netto

Ostdeutsche Angestellten-Familie (Ehepaar mit zwei Kindern): 1.512 EUR netto

Eine Ostdeutsche Angestellten-Familie hat also fast genau 1.000 EUR netto weniger, als eine vergleichbare Familie aus Westdeutschland.

(Die Geschichte mit der Befragung von Prof. Schroeder habe ich entnommen aus dem Buch "Der Macht-Code" von Neumann und Ross)

Bis zum nächsten Mal,  viele Grüße

 

Marius Ebert

 

Gehirnforschung: neue Erkenntnisse

Wer glaubt, dass das Gehirn nur in den ersten Lebensjahren noch formbar sei, der wird durch jüngste Erkenntnisse der Gehirnforschung eines Besseren belehrt. Dort hat man nämlich festgestellt, dass das Gehirn sich ständig umbaut und neue Netzwerke und Verbindungen knüpft. Hirnareale, die eigentlich fürs Sehen zuständig sind, können plötzlich hören und fühlen.

"Blinde" tasten sich durch Boston

So wollte der US-Neurowissenschaftler Avaro Pascual-Leone wissen, wie schnell sich das Gehirn neu formiert, wenn jemand erblindet. Er ließ sehende Versuchspersonen über Tage wie Blinde leben und mit blickdichten Augenbinden durch ein Krankenhaus in Boston irren. Während die Probanden verschiedene Aufgaben zu lösen hatten, scannten die Forscher ihr Gehirn. Binnen weniger Tage wandte sich der visuelle Kortex neuen Aufgaben, wie Tasten und Hören zu. Zugleich reduzierte sich die Aktivität in den Regionen, die für die Verarbeitung von akustischen Reizen zuständig sind. Das Gehirn organisierte sich offensichtlich neu und dies in sehr kurzer Zeit.

Hirnregionen regenerieren sich

Lange Zeit galten auch zerstörte Hirnregionen als unwiederbringlich verloren, da sich Nervenzellen nicht teilen und auf diese Art erneuern können. Auch diese These lässt sich nicht mehr aufrechterhalten.

(Quelle: PM, Welt des Wissens v. Januar 2009)

Also: Bitte reden Sie sich nicht mehr ein, dass Lernen Ihnen schwerfällt, weil Sie ja "schon 48 sind", wie ich das neulich von einer Interessentin hörte. Bis zum nächsten Mal, viele Grüße

Marius Ebert

535-03

Add to Technorati Favorites

Wer ist Kaufmann, Teil 3: der Formkaufmann

Neben dem Istkaufmann und dem Kannkaufmann, die wir in den letzen Folgen kennen gelernt haben, gibt es noch eine weitere Form des Kaufmanns, die in der Praxis wichtig ist: der Formkaufmann nach § 6 des HGB.

Fassen wir mal unsere bisherigen Erkenntnisse zusammen:

Istkaufmann: er ist Kaufmann dadurch, dass er ein Handelsgewerbe betreibt.

Kannkaufmann: er wird Kaufmann durch freiwillige Eintragung ins Handelsregister, weil er nur ein Gewerbe, aber kein Handelsgewerbe betreibt.

Der dritte im Bunde: der Formkaufmann

Nun kommt der Formkaufmann hinzu: hier wird man Kaufmann durch die Rechtsform, die man wählt. Bei nachen Rechtsformen wird nämlich automatisch unterstellt, dass sie ein Handelsgewerbe betreiben, nämlich bei den Kapitalgesellschaften und den Genossenschaften als Sonderform der Kapitalgesellschaften.  Sie sind Kaufmann kraft Rechtsform. Dabei ist es egal, ob sie tatsächlich ein Handelsgewerbe betreiben – es wird von Gesetz wegen unterstellt.

Durch die Eintragung ins Handelsregister werden diese Rechtsformen begründet und durch diese Eintragung werden diese Rechtsformen auch Kaufmann. Hierzu gehüren insbesondere:

  • Aktiengesellschaften (AG): § 3 Abs. 1 AktG (Aktiengesetz).

  • Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH): § 13 Abs. 3 GmbHG

  • Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA: § 278 Abs. § AktG

sowie die oben schon erwähnte

  • eingetragene Genossenschaft (eG): § 17 Abs. 2 GenG)

und auch die  – relativ neue –

  • Eropäische wirtschaftliche Interessenvereinigung nach deutschem Recht (EWIV): § 1 Halbsatz 2 EWIVG

Auch Personengesellschaften, wie

  • die OHG und

  • die KG

sind Formkaufleute, weil sie laut Gesetz Handelsgesellschaften sind.

Bis zum nächsten Mal,  viele Grüße

 

Marius Ebert

Probeskript

Folgen Sie Marius Ebert bei Twitter

Das Blog vom Spaßlerndenk-Verlag

535-03

Marius Ebert bei Twitter

Add to Technorati Favorites

Dr. Ebert Kolleg: Handelsregister Nr. HRA 4792 Amtsgericht Siegburg

Wer ist Kaufmann?, Teil 1: der Istkaufmann

Der Begriff „Kaufmann“ ist eindeutig ein sehr grundsätzlicher Begriff. Umso wichtiger ist es, zu verstehen, was ein Kaufmann ist. Dies ist jedoch Vielen, auch kaufmännischen Angestellten, unklar. Also versuchen wir, das Ganze mal aufzudröseln. Dabei stellt sich relativ schnell heraus, dass wir mit dieser Frage in ein „Wespennest“ gestoßen haben. Sie wirft ständig weitere Fragen auf. Hier also der erste Teil:

Teil 1: der Istkaufmann

 

Zunächst brauchen wir das Handelsgesetzbuch, kurz HGB, das so genannte „Sonderprivatrecht für Kaufleute“. Das bedeutet: der normale Bürger findet alle grundsätzlichen Rechtsprobleme im Bürgerlichen Gesetzbuch, dem BGB geregelt. Ist er zusätzlich Kaufmann, muss er auch das HGB beachten.

 

 

 

 

 

 

 

§ 1 HGB sagt: „Kaufmann ist, wer ein Handelsgewerbe betreibt“. Wer also ein Handelsgewerbe betreibt, ist automatisch Kaufmann. Und damit taucht die erste

 

(1) Frage auf: Was ist eine Handelsgewerbe? Absatz 2 des Paragraphen 1 des HGB sagt dazu

 

"Handelsgewerbe ist jeder Gewerbebetrieb, es sei denn, dass das Unternehmen nach Art oder Umfang einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb nicht erfordert."

Fotolia_783702_XS

 

Da ein Gewerbebetrieb das Betreiben eines Gewerbes ist, taucht die zweite

 

(2) Frage auf:  Was ist ein Gewerbe?

 

Ein Gewerbe ist eine wirtschaftliche Betätigung, die bestimmte Eigenschaften erfüllen muss. Sie muss z. B. dauerhaft und auf Gewinnerzielung gerichtet sein. Dann gibt es noch einige Negativ-Abgrenzungen: Land- und Forstwirtschaft gehören nicht dazu und auch nicht die Freiberufler, wie Ärzte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Anwälte, Künstler, usw.

 

Nun steckt aber im Absatz (2) des Paragraphen 1 des HGB noch eine dritte

 

(3) Frage: Wann erfordert das Unternehmen keinen nach Art oder Umfang eingerichteten Geschäftsbetrieb?  Denn dann liegt ja laut Absatz (2) des § 1 HGB kein Handelsgewerbe vor. Bitte noch mal lesen (kursiv hervorgehoben):

 

 

 

 

 

 

"Handelsgewerbe ist jeder Gewerbebetrieb, es sei denn, dass das Unternehmen nach Art oder Umfang einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb nicht erfordert."

Gewerbe und Handelsgewerbe

 

Wo also ist die Grenze zwischen einem Kleingewerbe (kursiver Text) und einem Handelsgewerbe?

 

Die Antwort ist: das weiß keiner so genau. Wo die Grenze ist, sagt das Gesetz nicht. Es handelt sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff. In jedem Einzelfall muss geprüft werden, wie dieser Rechtsbegriff zu interpretieren ist. Dabei können bestimmte Umsatzgrößen eine Rolle spielen, aber auch die Komplexität der Tätigkeit, die Zahl der Angestellten, ob man mit Krediten arbeitet und so weiter. Entscheidend ist das sich ergebende Gesamtbild.

 

Somit können wir zu einem ersten Zwischenergebnis kommen:

 

Wer sich wirtschaftlich betätigt und ein Gewerbe betreibt, dabei eine bestimmte nicht genau definierte Grenze überschreitet, betreibt ein Handelsgewerbe.

 

Wer ein Handelsgewerbe betreibt, ist damit automatisch auch Kaufmann. Man spricht hier auch vom „Istkaufmann“, weil derjenige automatisch Kaufmann ist (unabhängig davon, ob derjenige im Handelsregister eingetragen ist).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der quasi automatische Weg über das Handelsgewerbe ist aber nicht der einzige Weg zum Kaufmann. Darüber mehr in der nächsten Folge….

Bis zum nächsten Mal,  viele Grüße

 

Marius Ebert

Probeskript

Folgen Sie Marius Ebert bei Twitter

Das Blog vom Spaßlerndenk-Verlag

535-03