Ausgangspunkt dieses zweiteiligen Beitrages war der Einwand eines Seminarteilnehmers. Er sagte: "Der Wettbewerb findet heutzutage doch nur noch über den Preis statt" und bezog sich damit vor allem auf die Lebensmittelbranche, in der er arbeitet. In diesem Beitrag wollen wir einen weiteren Fall studieren, der Alternativen zur Preispolitik zeigt.
Ein Drittel reicht
Aus der Marktforschung weiß man, dass tatsächlich für zwei Drittel der Deutschen, "gut einkaufen" gleichzusetzen ist mit "besonders billig einkaufen". Im REWE-Center in Altenstadt konzentrierte man sich auf das dritte Drittel, also auf Menschen, die nicht von Sonderangebot zu Sonderangebot hetzen, sondern die Wert auf guten Service und eine besondere Einkaufsatmosphäre setzen. Für diese Menschen ließ man sich in Altenstadt Einiges einfallen:
Service, Service, Service
Unter anderem trennte man sich von einigen Quadratmetern Verkaufsfläche und eröffnete mitten im Markt ein "Kommunikations- zentrum". Dort können die Kunden kostenlos Kaffee oder Tee trinken, sich über örtliche Veranstaltungen informieren, Kochrezepte ausdrucken und die Tageszeitung lesen. Auch kann man sich kostenlos die Schuhe putzen lassen. Wo immer die Gefahr bestand, dass sich Schlangen bilden konnten, entwickelte man ein Konzept, um den Kunden das Schlangestehen zu ersparen, zum Beispiel über eine Nummer, die der Kunde ziehen konnte.
Für Kinder wurde eine Kinderspielecke eingerichtet, damit die Eltern in Ruhe einkaufen können. Viele der Waren sind fertig als Geschenk verpackt.
Keine Sonderpreisaktionen
Seit man sich auf die serviceorientierten Kunden konzentriert, sind Sonderpreisaktionen bei REWE in Altenburg abgeschafft. Man ist der Meinung, dass man damit sowieso keine Stammkunden gewinnt und die Aktionen selber sehr teuer sind, da sie durch Anzeigen oder Handzettel bekannt gemacht werden müssen und die niedrigen Preise subven- tioniert werden müssen. Stattdessen gibt man lieber kostenlos Kaffee oder Tee aus. Und außerdem bringen bestimmte Service-Aktionen, wie die Eröffnung einer Hundebar, kostenlos so viel PR, wie man es mit Geld gar nicht bezahlen kann.
Die Erfolge
Auch hier wieder wurden die Regeln der Branche schwer verletzt. Allein die Idee, aus Verkaufsfläche Servicefläche zu machen, statt aus jedem Quadratmeter das letzte an Umsatz herauszupressen, hätte so manchem gestandenen Manager die Schweißperlen auf die Stirn getrieben und zu dem Ausruf: "Wie kann man nur!" veranlasst.
Tatsache ist jedoch: Das REWE-Center in Altenstadt ist heute vor Ort mit Abstand Marktführer und seit Einführung der Serviceaktionen hat sich der Umsatz verdoppelt. Gemessen an den üblichen Kennzahlen der Branche liegt das REWE-Center aus Altenburg bundesweit in der Spitzengruppe, und dies obwohl (oder sollte man besser sagen, weil) man dort gegen alle Regeln der Branche verstieß.
(Text teilweise gestützt auf die Darstellung des REWE-Centers Altenburg im Buch "Das neue 1x! der Erfolgsstrategie" von Friedrich, Seiwert, Geffroy)
Bis zum nächsten Mal, viele Grüße
Marius Ebert
Dr. Ebert Kolleg Am Kissel 7 53639 Königswinter Tel. 02223/90 59 75 Fax 02223/90 59 76 http://www.spasslerndenk.de [email protected] Add to Technorati Favorites
Die Schätzungen
Der Berliner Politikwissenschaftler Klaus Schroeder (Freie Universität Berlin) macht gern ein kleines Experiment in seinem Bekanntenkreis und bei seinen Studenten. Er fragt: "Wie viel Haushaltsnettoeinkommen im Monat ist nötig, um zu den reichsten fünf Prozent in Deutschland zu gehören?"
Er erzählt: "Dann kommen oft Zahlen wie 50.000 EUR, 75.000 EUR und mehr – im Monat wohlgemerkt. Die Realisten schätzen 15.000 EUR.
In Wirklichkeit sind es etwa 5.000 EUR ( in Worten: fünftausend)."
Die Studie aus der Wirtschaftswoche
Die Wirtschaftswoche hat sich ebenfalls dem Thema angenommen und zwar in einem Sonderheft mit dem Titel "Armes Deutschland?, Eine Untersuchung über Einkommen, Vermögen, Lebensqualität und soziale Gerechtigkeit." Hier sind die Zahlen laut Statistischem Bundesamt, bezogen auf das Jahr 2006:
Westdeutscher Arbeiter (Single): 1.531 EUR netto
Westdeutsche Arbeiter-Familie (Ehepaar mit zwei Kindern): 2002 EUR netto
Westdeutscher Angestellter (Single): 1.796 EUR netto
Westdeutsche Angestellten-Familie (Ehepaar mit zwei Kindern): 2.524 EUR netto
Starke Unterschiede zu Ostdeutschland
Ostdeutscher Arbeiter (Single): 1.019 EUR netto
Ostdeutsche Arbeiter-Familie (Ehepaar mit zwei Kindern): 1.359 EUR netto
Ostdeutscher Angestellter (Single): 1.054 EUR netto
Ostdeutsche Angestellten-Familie (Ehepaar mit zwei Kindern): 1.512 EUR netto
Eine Ostdeutsche Angestellten-Familie hat also fast genau 1.000 EUR netto weniger, als eine vergleichbare Familie aus Westdeutschland.
(Die Geschichte mit der Befragung von Prof. Schroeder habe ich entnommen aus dem Buch "Der Macht-Code" von Neumann und Ross)
Bis zum nächsten Mal, viele Grüße
Marius Ebert
Wer glaubt, dass das Gehirn nur in den ersten Lebensjahren noch formbar sei, der wird durch jüngste Erkenntnisse der Gehirnforschung eines Besseren belehrt. Dort hat man nämlich festgestellt, dass das Gehirn sich ständig umbaut und neue Netzwerke und Verbindungen knüpft. Hirnareale, die eigentlich fürs Sehen zuständig sind, können plötzlich hören und fühlen.
"Blinde" tasten sich durch Boston
So wollte der US-Neurowissenschaftler Avaro Pascual-Leone wissen, wie schnell sich das Gehirn neu formiert, wenn jemand erblindet. Er ließ sehende Versuchspersonen über Tage wie Blinde leben und mit blickdichten Augenbinden durch ein Krankenhaus in Boston irren. Während die Probanden verschiedene Aufgaben zu lösen hatten, scannten die Forscher ihr Gehirn. Binnen weniger Tage wandte sich der visuelle Kortex neuen Aufgaben, wie Tasten und Hören zu. Zugleich reduzierte sich die Aktivität in den Regionen, die für die Verarbeitung von akustischen Reizen zuständig sind. Das Gehirn organisierte sich offensichtlich neu und dies in sehr kurzer Zeit.
Hirnregionen regenerieren sich
Lange Zeit galten auch zerstörte Hirnregionen als unwiederbringlich verloren, da sich Nervenzellen nicht teilen und auf diese Art erneuern können. Auch diese These lässt sich nicht mehr aufrechterhalten.
(Quelle: PM, Welt des Wissens v. Januar 2009)
Also: Bitte reden Sie sich nicht mehr ein, dass Lernen Ihnen schwerfällt, weil Sie ja "schon 48 sind", wie ich das neulich von einer Interessentin hörte. Bis zum nächsten Mal, viele Grüße
Marius Ebert
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Neben dem Istkaufmann und dem Kannkaufmann, die wir in den letzen Folgen kennen gelernt haben, gibt es noch eine weitere Form des Kaufmanns, die in der Praxis wichtig ist: der Formkaufmann nach § 6 des HGB.
Fassen wir mal unsere bisherigen Erkenntnisse zusammen:
Istkaufmann: er ist Kaufmann dadurch, dass er ein Handelsgewerbe betreibt.
Kannkaufmann: er wird Kaufmann durch freiwillige Eintragung ins Handelsregister, weil er nur ein Gewerbe, aber kein Handelsgewerbe betreibt.
Der dritte im Bunde: der Formkaufmann
Nun kommt der Formkaufmann hinzu: hier wird man Kaufmann durch die Rechtsform, die man wählt. Bei nachen Rechtsformen wird nämlich automatisch unterstellt, dass sie ein Handelsgewerbe betreiben, nämlich bei den Kapitalgesellschaften und den Genossenschaften als Sonderform der Kapitalgesellschaften. Sie sind Kaufmann kraft Rechtsform. Dabei ist es egal, ob sie tatsächlich ein Handelsgewerbe betreiben – es wird von Gesetz wegen unterstellt.
Durch die Eintragung ins Handelsregister werden diese Rechtsformen begründet und durch diese Eintragung werden diese Rechtsformen auch Kaufmann. Hierzu gehüren insbesondere:
-
Aktiengesellschaften (AG): § 3 Abs. 1 AktG (Aktiengesetz).
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Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH): § 13 Abs. 3 GmbHG
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Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA: § 278 Abs. § AktG
sowie die oben schon erwähnte
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eingetragene Genossenschaft (eG): § 17 Abs. 2 GenG)
und auch die – relativ neue –
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Eropäische wirtschaftliche Interessenvereinigung nach deutschem Recht (EWIV): § 1 Halbsatz 2 EWIVG
Auch Personengesellschaften, wie
sind Formkaufleute, weil sie laut Gesetz Handelsgesellschaften sind.
Bis zum nächsten Mal, viele Grüße
Marius Ebert
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Dr. Ebert Kolleg: Handelsregister Nr. HRA 4792 Amtsgericht Siegburg