Die Entstehung einer Krankheit in der Marketingabteilung
„Eine Krankheit, die ist entstanden in der Marketingabteilung einer pharmazeutischen Firma. Ich bin der Sache nachgegangen und habe dann den Erfinder dieser Sissy Syndroms getroffen. Ein Arzt, der auch in der Werbebranche gearbeitet hat. Und er hat gesagt: Lass uns doch mal treffen.“ Dann haben wir uns getroffen in Dortmund, am Hauptbahnhof. Er hatte drei Aktenordner drin, und aus dem Material konnte man wirklich nachzeichnen als Journalist, wie so eine Krankheit von der Industrie erfunden wird.
Die Erfindung eines Krankheitsbildes
Also im ersten Schritt hat man die Idee: Wir haben eine Pille, und jetzt brauchen wir dafür eine Krankheit. Was könnte eine passende Krankheit sein? Zweiter Schritt sagt man: Wir definieren eine Krankheit, die es vorher noch nicht gab, und suchen einen prominenten Menschen, eine Identifikationsfigur, diese Krankheit im Volk bekannt zu machen. Und in diesem Fall hatte man die Idee zu sagen: „Das ist die Sissi. Wir glauben, die war krank in Wahrheit. Das hat nur keiner gesehen. Wir haben das jetzt entdeckt anhand von Literaturrecherchen und haben also dieses Krankheitsbild definiert und versuchen uns jetzt bekannt zu machen.“
Die Einbindung von Ärzten und Psychologen
Und dann im nächsten Schritt hat man gesagt: „Dazu brauchen wir Ärzte und Psychologen.“ Dann hat man also Ärzte und Psychologen angeschrieben und eingeladen zu einem sogenannten Kick-Off-Meeting. Das hat dann auf Mallorca stattgefunden. Da sind also deutsche Ärzte eingeflogen. Man hat das diskutiert und gesagt: „Ja, wir glauben, es gibt dieses Syndrom.“
Die Präsentation in der Öffentlichkeit
Und ein paar Monate später gab es in Deutschland eine Pressekonferenz, und da wurde der Öffentlichkeit dieses Sissi-Syndrom vorgestellt. Und es wurde behauptet, mindestens 3 Millionen Menschen in Deutschland seien davon betroffen.“
(Ende des Transkripts)