Der Fall der Berliner Mauer heute vor 25 Jahren

Es war eine Verkettung von Umständen, die wir Menschen nachher „Schicksal“ nennen.

Der Druck der Straße war groß geworden in den letzten Wochen und Monaten und führt uns vor Augen, dass es in einer Diktatur immer die Wenigen sind, die die Vielen unterdrücken. Man kann – so hatten 40 Jahre DDR gezeigt – den Einzelnen und die Wenigen foltern, in Verhören fertig machen, einsperren und mundtot machen. Wenn aber die Vielen sich solidarisieren und als Einheit auftreten, sind die wenigen Unterdrücker hilflos und überfordert.

Am 09. November 1989, kurz vor 19:00 Uhr, hatte sich Günther Schabowski, Funktionär der DDR, in einer Pressekonferenz, in der er vorher völlig Belangloses von sich gegeben hatte, auf Frage eines Journalisten, erinnert an ein Papier, das ihm Egon Krenz kurz vor der Pressekonferenz zugesteckt hatte.

In diesem Papier stand etwas von einem neuen Reisegesetz, das eine Ausreise aus der DDR mit Visum erlauben sollte. Das Papier hatte den Status eines Entwurfs, der – aus formalen Gründen – kurz vorher vom DDR Ministerium für Justiz abgelehnt worden war, was wohl auch Egon Krenz nicht bewusst war. Außerdem gab es eine Sperrfrist. Die neuen Regelung sollte erst am nächsten Tag in Kraft treten.

Der völlig desorientierte Schabowski las nun aus diesem Papier Worte vor, die er selber zum ersten Mal sah. Auf weitere Nachfrage, wann denn diese neue Reisefreiheit in Kraft treten solle, sagte Schabowski dann die historischen Halbsätze:

„Das trifft nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich.“

Wenige Minuten später wird die Nachricht von der sofortigen Ausreisemöglichkeit aus der DDR über die Medien verbreitet.

Die Menschen in Berlin strömen zu den Grenzübergängen. Sie verhalten sich friedlich, aber es sind Viele.

Als sich immer mehr Menschen vor dem Grenzübergang an der Bornholmer Straße in Ostberlin versammeln, sah sich der diensthabende Oberstleutnant Harald Jäger mit dem Rückern genau zu der Wand stehend, die er vorher 25 Jahre lang linientreu bewacht hatte. Als der Druck immer größer wird, gibt er um 23.25 Uhr gegen alle Vorschriften den Befehl, den Schlagbaum am Grenzübergang zu öffnen.

Kurz danach werden weitere Grenzübergänge freigegeben. Die Berliner Mauer ist nach 28 Jahren gefallen.

 

Die obige Geschichte ist wahr, sie ist so passiert – aber auch der verrückteste Science-Fiction-Autor hätte sich das nicht ausdenken können.

Wie hoffnungslos auch immer eine Situation erscheinen mag: Es gibt ganz offensichtlich plötzliche Wendungen, ein „Drehen des Windes“.  Und auf einmal sind die Karten völlig neu gemischt….

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