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Währungsrisiken

Bedeutung von Währungsrisiken

 

Währungsschwankungen haben große Auswirkungen auf stark exportorientierte Unternehmen. Fünf Eurocent mehr beim Dollar lassen beispielsweise beim Chemie-unternehmen Bayer den Gewinn vor Steuern um 40 bis 50 Millionen EURO steigen. Pharmahersteller Schering verdient bei einem Dollar-Anstieg um 0,5 Eurocent netto 500.000 EURO mehr1. Entsprechend stecken in Geschäften, die in  fremden Wäh-rungen ausgeführt werden, auch hohe Risiken, die man auf verschiedene Arten absichern kann.

 

 

Begriffsklärung: Sorten und Devisen, Devisenkassa- und Devisen-termin-Geschäfte

 

Das Hauptinstrument zur Absicherung der Währungsrisiken ist das Devisentermin-Geschäft. Unter Devisen wird dabei ausländisches Buchgeld verstanden. Sorten  sind hingegen ausländisches Bargeld, also Scheine und Münzen.

 

Alle Devisengeschäfte, die erst ab dem dritten Tag nach Abschluss erfüllt werden müssen, heißen Devisentermin-Geschäfte. In der Regel werden solche Geschäfte z. B. 30 Tage oder 90 Tage nach Abschluss erfüllt. Möglich sind Devisentermin-Ge-schäfte bis zu 5 Jahren. Im Gegensatz dazu stehen Devisenkassa-Geschäfte. Hier ist der Erfüllungstag der zweite Tag nach Abschluss.

 

 

Instrumente zur Risikobegrenzung

 

Es gibt verschiedene Instrumente zur Risikobegrenzung im Rahmen der Devisen-termin-Geschäfte. Wir betrachten im Folgenden: die Outright-Geschäfte, die Devi-senoptionsgeschäfte und die Devisenfutures.

 

 

 

 

 

 

 

 

Begriff: Bedingte und unbedingte Termingeschäfte

 

Outright-Geschäfte und Futures gehören zu den unbedingten Termingeschäften. Sie müssen am vereinbarten Tag erfüllt werden. Optionsgeschäfte sind hingegen  bedingte Termingeschäfte. Sie können ausgeübt werden, müssen aber nicht.

 

 

Outright-Geschäfte

 

Outright-Geschäfte sind die klassische Form der Devisenkurssicherung. Der Impor-teur kauft schon heute Devisen, die er erst später an den Exporteur bezahlen muss. Dabei wird der Wechselkurs mit der Bank schon heute festgelegt, die Zahlungen erfolgen erst bei Fälligkeit.

 

Entsprechend kann sich auch der Exporteur absichern. Er verkauft schon heute Devisen zu einem Kurs, den er heute festlegt. Er liefert die Devisen erst dann, wenn er die Zahlung vom Importeur erhalten hat.

 

 

Devisenoptionsgeschäfte

 

Eine Option ist ein Recht. Wer ein Devisenoptionsgeschäft tätigt, sichert sich also das Recht (nicht die Pflicht!) Devisen zu kaufen oder zu verkaufen. Es gibt Kaufop-tionen und Verkaufsoptionen. Sie verbriefen  das Recht, einen bestimmten Devisen-betrag zum vereinbarten Preis innerhalb eines festgelegten Zeitraums entweder zu kaufen (Kaufoption) oder zu verkaufen (Verkaufsoption).

 

 

Kauf einer Kaufoption durch einen Importeur

 

Eine Kaufoption wird auch "Call" genannt. Der Kauf einer Kaufoption kommt für einen Importeur in Frage. Nehmen wir an, ein deutscher Importeur hat zum Preis von einer Million US-Dollar Rohstoffe gekauft. Die Lieferung erfolgt in drei Monaten und muss dann auch bezahlt werden.

 

Der Dollarkurs heute betrage EURO 0,90. Er kann steigen, gleich bleiben oder fallen. Fallende Dollarkurse sind für den Importeur natürlich generell günstig, da er bei Fälligkeit für den Dollar weniger EURO bezahlen muss. Wenn er sicher wüßte, dass der Dollar fällt, brauchte er sich gar nicht abzusichern. Er weiß es aber nun mal nicht.

 

 

Kaufoption und steigender Dollarkurs

 

Die Kaufoption gibt ihm hier die Möglichkeit, sich gegen steigende Dollarkurse abzusichern und trotzdem von einem sinkenden Dollar zu profitieren.  Der Importeur kauft eine dreimonatige Call-Option zum Basispreis von EURO 0,92 pro Dollar. Das bedeutet, er hat das Recht den Dollar zu EURO 0,92 zu kaufen. Für diese Call-Option muss der Importeur einen Optionspreis, die so genannte Prämie, bezahlen. Sie betrage EURO 0,02  pro Dollar. Wenn der Dollar über EURO 0,92 steigt, wird er seine Option ausüben.

 

 

Kaufoption und Outright-Geschäft

 

Der Importeur hätte sich gegen den steigenden Dollar natürlich auch durch ein einfaches Outright-Geschäft absichern können. Er hätte zum Beispiel vereinbaren können, dass die Bank ihm den Dollar in drei Monaten für EURO 0,92 überlässt. Wenn der Dollar nun tatsächlich über EURO 0,92 steigt, zahlt er beim Outright-Geschäft nur EURO 0,92 pro Dollar1, bei der Kaufoption aber EURO 0,94 (Basispreis + Options-prämie). Das sind bei 1 Million Dollar immerhin EURO 20.000 mehr. Der Vorteil der Kaufoption liegt darin, dass er auch von fallenden Dollarkursen profitieren kann. Denn wenn der Dollar fällt, muss er beim Outright-Geschäft in jedem Falle EURO 0,92 pro Dollar bezahlen.

 

 

Kaufoption und fallender Dollarkurs

 

Fällt hingegen der Dollarkurs (oder bleibt er bei EURO 0,90 stehen), so wird der Importeur seine Option verfallen lassen. Wenn der Dollar zum Beispiel in drei Monaten bei EURO 0,85 steht, wird der Importeur die Dollar nicht nach seinem Kaufoptionsrecht für EURO 0,92 kaufen, sondern für EURO 0,85 am Devisenmakt. Er hat dann für diese Art der Kurssicherung insgesamt EURO 870.000 bezahlt (850.000 für 1 Mio Dollar plus EURO 20.000 Optionsprämie für die verfallene Option). Das Outright-Geschäft hätte ihn EURO 920.000  gekostet (1 Mio Dollar zum vereinbarten Kurs von EURO 0,92).

 

 

 

 

 

 

 

Kauf einer Verkaufsoption durch einen Exporteur

 

Eine Verkaufsoption wird auch "Put" genannt. Der Kauf einer Verkaufsoption kommt für einen Exporteur in Frage. Nehmen wir an, ein deutscher Exporteur nimmt an einer Ausschreibung für die Lieferung einer Produktionsanlage teil. Den Verkaufs-preis hat er mit 1 Million Dollar kalkuliert.  Der Exporteur verfügt also in drei Monaten über 1 Million Dollar – wenn er den Zuschlag erhält.

 

 

Erste Alternative: Outright-Geschäft

 

Ein Outright-Geschäft könnte ihm schon jetzt einen bestimmten Wechselkurs si-chern. Er könnte beispielsweise mit seiner Bank fest vereinbaren, dass er in drei Monaten einen Terminkurs von EURO 0,90 erhält. Das würde bedeuten, dass er in drei Monaten EURO 900.000 erhält.

 

Wenn er aber den Zuschlag nicht erhält, sieht er sich plötzlich als Spekulateur auf einen fallenden Dollar. Er muss nämlich in drei Monaten 1 Million Dollar an seine Bank liefern. Steht der Dollar an diesem Tag unter dem vereinbarten Kurs von 0,90 so hat der Exporteur – ungewollt – beim Outright-Geschäft einen Spekulationsgewinn erzielt. Er kauft die Dollar nämlich für unter 0,90 EURO pro Dollar und verkauft sie an seine Bank für 0,90 EURO pro Dollar.

 

Ist aber der Dollar z. B. auf EURO 0,95 gestiegen, so muss er EURO 950.000 aufbringen und erhält von seiner Bank lediglich EURO 900.000. Sein Verlust beträgt EURO 50.000.

 

 

Zweite Alternative: Kauf einer Verkaufsoption

 

Auch hier ist zu überlegen, ob nicht der Kauf einer Verkaufsoption die bessere Alternative ist. Durch eine Verkaufsoption sichert sich der Exporteur das Recht, die 1 Million Dollar zu einem bestimmten Preis, dem Basispreis, zu verkaufen. Nehmen wir an, der Basispreis sei ebenfalls EURO 0,90. Der Exporteur kann durch diese Verkaufsoption seinen Verlust auf die Optionsprämie begrenzen. Andererseits kann er zusätzliche Kursgewinne erzielen.

 

 

 

 

 

Verkaufsoption und steigender Dollarkurs

 

Wenn der Dollarkurs über den Basispreis von EURO 0,90 steigt oder genau bei 0,90 EURO steht, wird der Exporteur die Option verfallen lassen. Erhält er den Zuschlag, wird er die eine Million Dollar am Kassamarkt zu einem Kurs über  EURO 0,90 verkaufen. Sein Verlust ist die Optionsprämie minus Kursgewinn. Erhält er den Zuschlag nicht, macht er gar nichts und verliert nur die Optionsprämie.

 

 

Verkaufsoption und fallender Dollarkurs

 

Wenn der Dollarkurs in drei Monaten unter den Basispreis sinkt, wird der Exporteur die Option ausüben. Erhält er den Zuschlag, wird er die eine Million Dollar zum Basispreis an die Bank verkaufen. Erhält er den Zuschlag nicht, kauft er eine Million Dollar zum Preis von unter EURO 0,90 am Kassamarkt und veräußert sie zu EURO 0,90 pro Dollar an die Bank.

 

Devisen-Futures, Grundgedanke

 

Im Gegensatz zu den Optionen sind Futures unbedingte Termingeschäfte, das heißt, sie müssen erfüllt werden. Sie enthalten – in Form eines standardisierten Kontraktes – die Verpflichtung, einen bestimmten Währungsbetrag zu einem festgelegten späteren Zeitpunkt zu einem von Anfang an vereinbarten Kurs zu kaufen oder zu verkaufen. Da Futures standardisiert sind, werden sie immer zu bestimmten Ter-minen fällig. Auch die Beträge sind standardisiert. So bezieht sich ein Dollar/EURO-Kontrakt in London auf einen Wert von 50.000 Dollar.  Geht es bei den Futures um Devisen, Aktien oder Anleihen, und werden sie an Börsen gehandelt, so spricht man von Financial Futures.

 

 

Kauf eines Devisen-Futures

 

Wer einen Devisen-Future kauft  verpflichtet sich, einen bestimmten Betrag z. B. von Dollars zu einem vorher vereinbarten Preis zu kaufen und abzunehmen.

 

 

Verkauf eines Devisen-Futures

 

Wer einen Devisen-Future verkauft verpflichtet sich, einen bestimmten Betrag z. B. von Dollars zu einem vorher vereinbarten Preis zu verkaufen und zu liefern.

 

 

Futures, Zweck

 

Futures kann man zu Spekulationszwecken einsetzen. Dann spricht man von "Tra-ding". Setzt man sie hingegen zur Absicherung von Währungsrisiken ein, dann spricht man von "Hedging".

 

Devisen-Futures: Hedging

 

Der Grundgedanke des Hedging ist es, ein Kursrisiko durch ein Gegengeschäft abzusichern. Zum Beispiel wird einer Dollarforderung eine Dollarschuld entgegen-gesetzt.

 

Betrachten wir folgenden praktischen Fall: Ein deutscher Exporteur erwarte in zwei Jahren 100 Millionen Dollar. Er sichert sich mit einem Hedging-Geschäft folgender-maßen gegen das Kursrisiko ab: Zu dem Zeitpunkt, an dem die Forderung entsteht, nimmt er einen Kredit über 100 Millionen Dollar auf und verkauft diesen Betrag sofort zum aktuellen Kassakurs gegen EURO. Er schuldet also 100 Millionen Dollar, hat aber schon den heutigen Gegenwert in EURO erhalten. Diesen EURO-Betrag legt er am Geldmarkt für zwei Jahre an. Nach zwei Jahren erhält er die 100 Millionen Dollar vom Importeur und tilgt damit seine Dollarschuld.

 

Das Prinzip des Hedging ist also, der Dollarforderung eine gleich hohe Dollarschuld entgegenzusetzen und vom EURO-Gegenwert der Dollarschuld heute schon zu pro-fitieren.

 

Allerdings sind mit dieser Strategie Kosten verbunden. Da sind einmal die Bank-gebühren und zum zweiten der Zinsunterschied für die Dollarschuld und die Anlage des Gegenwertes in EURO.

 

Hedging: Konzerninterner Ausgleich

 

Die Idee des Hedging, eine Forderung durch eine entsprechende Verbindlichkeit in der gleichen Währung abzusichern, ist auch konzernintern möglich. Größere, inter-national operierende Konzerne haben konzernintern die Möglichkeit, Fremdwäh-rungsforderungen und Fremdwährungsverbindlichkeiten gegeneinander aufzubauen und so das Risiko auszugleichen. Wenn jemand dem Konzern eine Million Dollar schuldet, so liegt das Risiko darin, dass der Gegenwert in EURO bei Zahlung ge-ringer ist als jetzt. Wenn aber gleichzeitig der Konzern jemandem eine Million Dollar schuldet, so steht auf der anderen Seite die Chance, die Schuld mit einem geringeren EURO-Gegenwert begleichen zu können.

Devisen-Futures und Outright-Geschäfte, Vergleich

 

Zum Abschluss betrachten wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Devisen-Futures und Outright-Geschäften.

 

Beide Geschäfte haben gemeinsam, dass es sich um unbedingte Termingeschäfte handelt. Sie müssen in jedem Falle erfüllt werden, ob das für die Vertragspartner günstig ist oder nicht. Für beide Geschäfte müssen Gebühren gezahlt werden, deren Höhe von der jeweiligen Bank oder Börse abhängt.

 

Beide Geschäfte unterscheiden sich in dem Grad der Standardisierung. Beim Out-right-Geschäft können die Bedingungen zwischen Bank und Kunde individuell aus-gehandelt werden. Das Volumen und der Erfüllungstermin können auf den Einzelfall abgestimmt werden. Bei Devisen-Futures sind sowohl der Betrag als auch der Er-füllungstermin standardisiert.

 

Der Handelspartner beim Outright-Geschäft ist die Bank. Der Handelspartner beim Devisen-Future ist die Börse.

 

Outright-Geschäfte können nicht gehandelt werden. Die meisten Futures hingegen können an der Börse gekauft oder verkauft werden (so genannte Financial Futures).

 

 

 

Exkurs: Swap-Kredite

 

Swap heißt Tausch. Nehmen wir an, ein deutsches Unternehmen erstklassiger Bo-nität braucht Yen und ein japanisches Unternehmen mit erstklassiger Bonität braucht EURO. Jeder leiht sich auf seinem einheimischen Kapitalmarkt das, was der andere braucht. Dann werden die Verpflichtungen getauscht. Der Sinn dieses Geschäftes ist es, dass jedes Unternehmen seine Bonitätsvorteile auf dem jeweils eigenen Markt dem anderen nutzbar macht. Das japanischen Unternehmen hätte die EURO nicht zu den erstklassigen Konditionen bekommen, wie das deutsche Unternehmen, ge-nauso wie umgekehrt.

 

 

 

 

 

 

 



1 Beispiele aus: Wirtschaftswoche Nr. 12 v. 13.03.1997, S. 45, auf EURO umgerechnet.

1 Zuzüglich der Bankgebühren, die wir aber schlecht quantifizieren können, weil sie bankspezifisch unterschiedlich sind und vom Volumen des Geschäfts, der Bonität der Kunden usw. abhängen. Wir lassen sie außer Acht.