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Ein Zen-Meister wurde gebeten, den Unterschied zwischen Mensch und Tier zu erklären…

 

…, denn letztendlich besäßen doch beide in gleicher Weise die Buddha-Natur. Der Zen-Meister lächelte: "Gut, ich werde euch den Unterschied zwischen Ratten und Menschen erklären. Wenn wir eine Ratte wiederholt in ein Labyrinth mit vier Tunneln setzen und zuvor immer in den vierten Tunnel ein Stück Käse legen, lernt die Ratte schließlich, immer in den vierten Tunnel zu gehen, um an den Käse zu gelangen. Ein Mensch lernt das auch. Du willst Käse, also gehst du in den vierten Tunnel, und dort ist er. Jetzt verlegt aber der große Gott des Lebens nach einer Weile den Käse in einen anderen Tunnel. Die Ratte geht in den vierten Tunnel. Kein Käse im vierten Tunnel. Die Ratte kommt raus. Geht wieder in den vierten Tunnel, kein Käse. Kommt raus. Wieder in den vierten Tunnel. Kein Käse. Kommt raus. Und so weiter. Schließlich hört die Ratte irgendwann auf, in den vierten Tunnel zu gehen und sucht woanders.

Und hier zeigt sich jetzt der Unterschied zwischen Ratten und Menschen: Menschen gehen immer in den vierten Tunnel! Ewig! Menschen sind vom vierten Tunnel ‚überzeugt‘. Ratten sind von nichts überzeugt; sie interessieren sich für den Käse. Der Mensch aber entwickelt eine Überzeugung: den Glauben an den vierten Tunnel. Der Mensch fängt sehr schnell an, es für richtig zu halten, in den vierten Tunnel zu gehen, – ob Käse drin ist oder nicht.

Der Mensch hat lieber Recht als Käse! Ihr habt lieber Recht, als dass ihr glücklich seid, und um euch und anderen zu beweisen, dass ihr Recht habt, rennt ihr seit Jahren immer wieder in vierte Tunnels. Eure Gehirne wollen lieber Recht behalten, als euch glücklich sein lassen. Und genau deshalb habt ihr schon lange keinen Käse mehr bekommen. Also merkt euch, ihr kriegt den Käse nie, wenn ihr ihn dort zu kriegen versucht, wo er gerade eben noch war. Denn der große Gott des Lebens verlegt den Käse ständig.

Ihr aber habt zu viele Überzeugungen über zu viele vierte Tunnels. Ihr seid hier und praktiziert Zen, um alle eure Käse-verneinenden Überzeugungen zu verlieren. Ihr werdet nie glücklich werden, wenn ihr versucht, glücklich zu werden; denn eure Versuche werden vollständig von euren Überzeugungen gesteuert, wo der richtige Platz ist, an dem der Käse zu sein hat. Sobald ihr eine Vorstellung davon habt, was z. B. Erleuchtung ist und wo ihr sie bekommen könnt, habt ihr die Chance, Erleuchtung zu erlangen, verspielt. Weil jede Vorstellung oder Überzeugung das wirkliche Erleben zerstört.

Also wenn es einem von euch einmal gelingen sollte, Gott zu begegnen, versucht nicht, ihn dort noch einmal zu treffen. Gott kommt ‚rum. Wenn du versuchst, ihn festzulegen, wirst du ihn niemals wiedersehen. André Gide sagt: ‚Begehre nicht, Gott anderswo zu finden als überall. Wohin du auch gehen magst, immer begegnest du Gott – Gott ist, was vor uns ist. Sei wie ein Wanderer, der alles nur im Vorbeigehen betrachtet und nirgends Halt macht.’"

(Verfasser unbekannt)