Viel zu viel wird in unserer Wirtschaftspresse von den großen, börsennotierten Kapitalgesellschaften berichtet. Warum zuviel? Einmal, weil ihr Anteil an der Gesamtzahl der Unternehmen noch nicht einmal 5% beträgt und zum zweiten, weil wir dort viel zu viel lesen über "maximale Rendite" "Shareholder Value" "Quartalsberichte" und Ähnliches.
Wie wohltuend ist es da, dass Alfred Ritteer, Chef der 1912 gegründeten Schokoladenfabrik Alfred Ritter GmbH & Co KG in Waldenbruch vom "idealen Gewinn" spricht. Seine Begründung: "Nehmen wir das Beispiel Kakao. Wenn man Hochqualitätskakao haben will, dann erfordert das, dass jemand sich professionell um den Anbau kümmert. Das muss man können. Eine Kakaoplantage pflegen, das macht man nicht so nebenbei, da geht es um profundes landwirtschaftliches Wissen. Wenn man hier versucht, das Letzte aus einer Ernte herauszupressen, indem auf der Plantage womöglich auch noch ungelernte Kräfte arbeiten, dann wird man am Ende keinen Hochqualitätskakao abliefern. Qualität und ein fairer Preis, das bedingt sich eben. Man muss dem Produzenten erst mal die Gelegenheit dazu geben, Qualität herzustellen. Wir wollen ganz bewusst den Einkaufspreis nicht um den letzten Cent drücken, sonst haben wir letztendlich sebst den Nachteil, weil wir schlechte Rohstoffe erhalten."
Ritter dann auf die Frage, woran er merke, dass er genügend Gewinn erzielt habe: "Es ist betriebswirtschaftlich bekannt, was ein Unternehmen braucht, um gesund leben zu können. Etwas mehr ist auch in Ordnung, weil es Spaß macht, Erfolg zu haben. Aber es gibt Grenzen. Wenn man Umsatzrenditeerwartungen von 30 Prozent nach Steuern hat, dann liegt man auf jeden Fall darüber, und zwar deutlich."
Im weiteren Verlauf des Interviews verrät Ritter noch, dass er noch nie betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen habe. Und er sagt: "Zufriedene Mitarbeiter sind die wichtigste Zutat zu unserer Schokolade."
Mehr aus dem bemerkenswerten Interview in einem der nächsten Beiträge.
(Zitiert aus dem Artikel "Mitarbeiter noch nie betriebsbedingt gekündigt" aus wirtschaft und weiterbildung 06/2009 S. 8 ff.)