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Weltwirtschaftskrise? Reflexionen über ei- nen Fetisch

Gestern Abend verkündete die Nachrichtensprecherin mit unheilsschwangerem Ton, dass wir möglicherweise dieses Jahr weltweit, im ersten Jahr seit dem zweiten Weltkrieg, kein Wachstum haben werden. Das war die Nachricht. Serviert wurde sie nach dem Motto: "Leute hört mal her, die Welt geht unter".

Was läuft hier eigentlich ab?

Fixiert auf einen Fetisch

Wir sind offensichtlich fixiert auf ein zahlenmäßig gemessenes so genanntes "Wirtschaftswachstum"- Wenn die Wirtschaft wächst, dann dürfen wir uns gut fühlen und voller Hoffnung sein, wenn die Wirtschaft nicht wächst, dann sollen oder müssen wir uns schlecht fühlen. Haben wir uns schon mal klar gemacht, dass die Wirtschaft nach diesem Messkriterium um so stärker wächst, je kränker die Menschen sind. Je mehr Naturkatastrophen wir haben…

Das glauben Sie nicht? Wenn die Menschen krank sind, werden auf dem Pharmamarkt Milliarden umgesetzt. Dies steigert das Wirtschaftswachstum. Wenn ein Tsunami die Küste verwüstet oder ein Erdbeben eine Stadt zerstört, muss danach aufgeräumt werden. Dies steigert das Wirtschaftswachstum…

Ständiges Wachstum?

Überhaupt: Müssen wir jedes Jahr wachsen? Übertriebenes Wachstum war noch nie gut, wie die Natur uns lehrt,  und führt entweder dazu, dass die übertrieben wachsende Spezies zerstört (Heuschrecken) oder zerstört wird. Man stelle sich vor, ein Mensch würde immer weiter körperlich wachsen. Oder eine Pflanze. Oder ein Tier. Und ist Krebs im Grunde nichts weiter als entartetes Wachstum?

Abschwung = Katastrophe?

Warum ist es schon dann eine nationale Katastrophe, wenn wir einen so genannten Abschwung haben? Hierzu ein kleines Zahlenbeispiel: Nehmen wir an, eine Volkswirtschaft habe im Jahr 0 ein Bruttoin-landsprodukt (BIP) von 100 EUR. Im jahr 1 wächst die Wirtschaft um 8%. Das BIP am Ende des Jahres 1 ist folglich 108 EUR. Im nächsten Jahr wächst die Wirtschaft um 6%. Das BIP am Ende des Jahres 2 ist demnach 114,48 EUR (6% auf 108 EUR). Die Wachstumsrate ist gesunken (von 8% auf 6%) aber das BIP ist -absolut gesehen – gestiegen (von 108 EUR auf 114,48 EUR). Reicht das nicht? Müssen auch noch die Wachstumsraten steigen?

Und nun höre ich, dass wir – möglicherweise – die Weltwirtschaft in diesem Jahr erstmals nicht wachsen wird. Das ist eine gute Nachricht, finde ich..

Bis zum nächsten Mal, viele Grüße

Marius Ebert

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