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einfach, kompliziert, komplex

Prüfung: Geheimnisse der Lösungsfindung (einfach, kompliziert, komplex)

Wichtiger Hinweis: Dieser Text ist nur ein Teil einer größeren Serie zum Thema Geld. Bitte beachten Sie auch die anderen Teile.

Marius Ebert hier.

In diesem Video erkläre ich drei Begriffe, die im täglichen Sprachgebrauch sehr oft durcheinander gehen. Die drei Begriffe lauten:

→ einfach,

→ kompliziert und

→ komplex.

Und Sie sehen: Dazwischen befinden sich Trennungslinien. Das heißt: „kompliziert“ und „komplex“ ist nicht das Gleiche, obwohl es oft synonym verwendet wird im Alltag oder auch alle möglichen Dinge sofort als „komplex“ bezeichnet werden, wo man eigentlich meint oder meinen müsste „kompliziert“.

Visualisierung (einfach, kompliziert, komplex)

Fangen wir mal an: einfach. Und ich möchte anfangen mit einer Visualisierung. Was ist „einfach“? Einfach ist eine solche Beziehung. Das ist einfach. „Wenn A, dann B.“ Also, wenn das hier A ist, dann ist das B. „Wenn A, dann B.“ Oder: „Aus A folgt B.“ Das ist einfach.

Was ist „kompliziert“? Kompliziert ist zum Beispiel so etwas. Das ist schon komplizierter. Aber es ist nicht komplex.

Und was ist „komplex“? Komplex Ist so etwas. Und ich könnte das Bild jetzt fortsetzen. Das ist komplex. Vernetzt, interdependent, wechselseitige Abhängigkeiten. A bezeichnet B, aber B beeinflusst auch A. „A beeinflusst B, B beeinflusst A“, das wollte ich sagen. Interdependenzen, wechselseitige Abhängigkeiten, Zwischenabhängigkeiten, während es bei komplizierten Systemen im Wesentlichen Dependenzen gibt, also einseitige Abhängigkeiten.

Begriffe (einfach, kompliziert, komplex)

Die Begriffe in einfachen Systemen sind klar. Man weiß, was gemeint ist, wenn man bestimmte Begriffe verwendet.

In komplizierten Systemen sind die Begriffe unklar. Man muss zunächst einmal definieren, was man mit bestimmten Begriffen meint, um ein kompliziertes System zu verstehen.

Und in komplexen Systemen sind die Begriffe, die man verwendet, auch zunächst unklar. Wenn man allerdings die Begriffe verstanden hat, dann kann es sein, dass ein kompliziertes System für den Nutzer einfach wird. Aber ein komplexes System wird niemals kompliziert.

Ursache-Wirkungs-Beziehungen (einfach, kompliziert, komplex)

Die Ursache-Wirkungs-Beziehungen sind in einfachen Systemen klar: Wenn A, dann B.

Sie sind in komplizierten Systemen unklar, aber vorhanden. Wenn man etwas genauer diese komplizierten Systeme studiert, dann kann man Ursache-Wirkungs-Beziehungen erkennen. Dann werden sie klar. Ich sag noch einmal: Mit einigem Studium kann ein kompliziertes System für den Nutzer einfach werden. Der Unterschied zwischen einfach und kompliziert liegt im Prinzip in der Zeitdauer, in der man sich mit dem komplizierten System beschäftigt. Irgendwann wird ein kompliziertes System für den Nutzer durchaus einfach.

Elemente (einfach, kompliziert, komplex)

→ Elemente: In einfachen Systemen gibt es sehr wenige Elemente. Deswegen sind sie einfach und klar überschaubar.

In komplizierten Systemen gibt es viele oder sagen wir: mehr Elemente.

Und in komplexen Systemen gibt es noch mehr Elemente. Noch mehr als viel. Sehr viel, könnte ich auch sagen.

Veränderungsdynamik (einfach, kompliziert, komplex)

Die Veränderungsdynamik ist in einfachen Systemen gering,

in komplizierten Systemen gering,

und in komplexen Systemen ist die Veränderungsdynamik hoch plus: In komplexen Systemen gibt es Überraschungen.

 

Wenn Sie also mal gefragt werden: „Was ist denn ein entscheidender Unterschied zwischen komplexen Systemen und komplizierten Systemen?“, dann können Sie das als Antwort geben: „In komplexen Systemen gibt es Überraschungen.“ In komplizierten Systemen gibt es keine Überraschungen. Weil: Wenn man komplizierte Systeme studiert, werden sie einfach, und da gibt es keine Überraschungen. Da gibt es klare Beziehungen, klare Dependenzen. Aber in komplexen Systemen aufgrund dieser wechselseitigen Beziehungen, deren Stärke wir teilweise nicht einschätzen können und deren Auswirkungen wir vor allem nicht einschätzen können, gibt es Überraschungen.

Ursache-Wirkungs-Beziehungen in komplexen Systemen (einfach, kompliziert, komplex)

Wie ist es mit den Ursache-Wirkungs-Beziehungen in komplexen Systemen? Und damit komme ich zum zweiten großen Unterschied. Ursache-Wirkungs-Beziehungen sind in komplexen Systemen nicht vorhanden.

Und das ist das zweite wesentliche Element, das man verstanden haben muss, wenn man den Unterschied zwischen „kompliziert“ und „komplex“ verstehen möchte. In komplexen Systemen gibt es keine Ursache-Wirkungs-Beziehung mehr, sondern es gibt Vernetzungen. Es gibt Hochschaukelungseffekte zum Beispiel. Eine kleine Ursache mit vielen, vielen kleinen Auswirkungen kann ein großes Resultat haben.

Also: Klare Ursache-Wirkungs-Beziehung sind nicht mehr vorhanden. Sie bewegen ein Netz an einer bestimmten Stelle, kleine Ursache, und durch die zahlreichen Vernetzungen erzielen Sie Auswirkungen auf viele, viele, viele Elemente des Netzes. Das ist „komplex“. „Komplex“ und „vernetzt“ ist sehr dicht beieinander auch bildhaft.

Vorgehen (einfach, kompliziert, komplex)

So, Das Vorgehen:

Einfach, beim einfachen System, wie gehen wir vor? Erster Schritt: Wahrnehmen. Zweiter Schritt: Kategorisieren. Für einfache System haben wir in unserem Verstand in der Regel schon Kategorien vorbereitet. Wir ordnen also das, was wir sehen, einer Kategorie vor Und im dritten Schritt: Handeln. Wahrnehmen, Kategorisieren, Handeln ist das Vorgehen in einfachen System.

In komplizierten Systemen haben wir auch drei Schritte, aber der erste Schritt ist gleich, der heißt Wahrnehmen. Aber bei komplizierten Systemen müssen wir zunächst einmal analysieren im zweiten Schritt. Wir müssen zerlegen. Analysieren heißt zerlegen. Wir können nicht einfach kategorisieren, sondern wir müssen erst zerlegen. Und dann können wir gegebenenfalls kategorisieren. Und der dritte Schritt lautet auch hier Handeln.

Und in komplexen Systemen haben wir eine völlig andere Vorgehensweise. In komplexen Systemen heißt der erste Schritt Handeln. Soweit ich sehen kann, gibt es keinen anderen Weg, als erst mal an einer Stelle irgendwo anzufangen oder etwas zu tun. Handeln, und dann möglichst intuitiv wahrnehmen,was passiert. Und im dritten Schritt gegebenenfalls korrigieren. Erstens Handeln, zweitens intuitiv Wahrnehmen, was geschieht, und drittens Korrigieren gegebenenfalls.

Kernkonzepte finden (einfach, kompliziert, komplex)

Es gibt allerdings in komplexen Systemen eine hohe Kunst des Umgangs mit komplexen Systemen. Und das ist eine Kunst, wenn man die beherrscht, gewinnt man unglaubliche Macht. In komplexen Systemen gibt es einen Weg, der da lautet: Kernkonzept finden. Sozusagen die Ursache aller Ursachen.

Obwohl ich vorhin behauptet habe: Ursache-Wirkungs-Beziehung sind nicht vorhanden, gibt es trotzdem, wenn man komplexe Systeme lange genug studiert, auf irgendeiner oft psychologischen Ebene ein Kernkonzept. Und wenn man sich auf dieses Kernkonzept konzentriert, dann kann man komplexe Systeme in seine Richtung beeinflussen. Aber das ist hohe Kunst. Kernkonzept finden ist hohe Kunst. Es gab und gibt in der Geschichte nur ganz wenige Menschen, die das konnten, so dass die normale Vorgehensweise lautet: Handeln, intuitiv Wahrnehmen und Korrigieren.

Wesentliche Unterschiede zwischen „komliziert“ und „komplex“ (einfach, kompliziert, komplex)

Was sind also die wesentlichen Unterschiede zwischen „kompliziert“ und „komplex“?

In komplexen Systemen sind die Ursache-Wirkungs-Beziehung, so wie wir es verstehen, „Wenn A dann B“, nicht mehr vorhanden.

In komplexen Systemen ist die Veränderungsdynamik hoch. Und es lauern an jeder Stelle Überraschungen.

Und in komplexen Systemen ist das erste Vorgehen Handeln und nicht Wahrnehmen. Es sei denn, man beherrscht, die hohe Kunst, das Kernkonzept zu finden. Dann kann man in der Tat durch eine sehr geschulte Wahrnehmung aus einer Position der neutralen Aufmerksamkeit heraus ein komplexes System studieren, aber wie gesagt: Das ist ganz hohe Kunst, und nur ganz wenige Menschen beherrschen diese oder haben diese hohe Kunst beherrscht.

Alles Gute,

Marius Ebert

Prüfung: Geheimnisse der Lösungsfindung (einfach, kompliziert, komplex)

 

Wichtiger Hinweis: Dieser Text ist nur ein Teil einer größeren Serie zum Thema Geld. Bitte beachten Sie auch die anderen Teile.

© Dr. Marius Ebert